e-motionArtspace INTERNETKUNSTZEITSCHRIFT 174* Dezember 2017* Impressum*Archiv* Linkgalerie* INTER-NETART

WELTMUSEUM  WIEN - neu aufgestellt, und "politisiert" - klingt groß, ist aber nicht größer geworden.

Was ist eigentlich ein Weltmuseum? Was war an dem Begriff Völkerkundemuseum nicht "innovativ" genug, und warum passt das jetzt Weltmuseum besser zum Kunsthistorischen Museum als zum Volkskundemuseum, das es nach wie vor gibt. Die beiden relativ kleinen Museen Völkerkunde + Volkskunde wollten 2011 gemeinsam ein Bundesmuseum bilden, was ja durchaus Sinn gemacht hätte, wenn man davon ausgeht, dass historische Entwicklungsstränge aufgezeigt werden, und mit Fundstücken belegt werden. Wenn jetzt an jeder Ecke mitgeteilt wird, dass Menschen von überall auch hier bei uns sind, dann ist es aber nicht so, dass deren Kultur hier entstanden wäre, sie halten halt fest an ihren Gebräuchen, und wenn sie "innovativ" sind, bringen sie zwar was ein, nehmen aber auch was an, und mischen mit in der Zukunft unserer Kultur.

Is Fashion Modern? Museum of Modern Art New York

Smiles . Nebulae - Andreas Müller arbeitet mit Raumstrategien die das "Fassbare" entgleiten lassen, es weitet zu Geheimnis. Oder: Tritt man einem Bild zu nahe, verliert man es aus dem Blick (z.B. durch zoomen, genau sind dann die Pixel)

Clear The Air - Künstlermanifeste seit den 60er Jahren haben Entwicklungen durchgemacht, manchmal bis dahin, dass ein Fragment einer Aussage später zu Ehren kam und als Manifest gehandelt wurde. Das Manifest von Künstlern wird aber nach wie vor als Ästhetische und/oder Politische Praxis erhalten bleiben, einzeln oder in Gruppen einen Standpunkt fixierend.

Wenig überraschend, gibt es Unterschiede bei der Einnahme von Spitzenpositionen im Kunstfeld, lesenswert ist das Buch weil Karin Hassler das sehr genau auflistet, auch statistisch mit Zahlen. Und, sie geht tief, lotet das Thema philosophisch aus. Sie folgt anderen Blickwinkeln anderer Autoren und kommt auch auf die so genannte "Feminisierung" des Kunstbetriebs, die sich allerdings nicht bei den Spitzenpositionen zeigt, sondern vorwiegend im Feld der Vermarktung, viele Galeristinnen, Pressereferentinnen....Erst wenn wirklich gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit realisiert ist, und gleiche Aufstiegschancen für gleiche Qualifizierungen, ist ein Ende in Sicht, der letztlich nervenden Gender-Debatte.

Ästhetik der Veränderung - 150 Jahre Universität für angewandte Kunst Wien.

Gut gelungen ist dass Ausstellungs-Design. Bei der Fülle von Daten eine Ausstellungs-Ästhetik zu produzieren die dazu anregt, das alles wirklich sehen zu wollen, ist nicht leicht. Hinzu kommt noch ein kuratorisches Konzept, das besagt, dass es um bekannte und unbekannte, um berühmte und weniger berühmte Künstler gehen soll, als Ausdruck einer Realität, die eben immer gegeben ist, nur gewöhnlich zugunsten der Stars unter den Tisch gekehrt wird.

Die Abteilungen haben sich alle beteiligt, den aktuellen Tendenzen, denen auch Ruth Schnell (Bild) verpflichtet ist - der vereinfacht ausgedrückt: "Digitalisierung", an der gerade diese Kunstuniversität bemerkenswerten Anteil hatte, ist der erste Stock des MAK gewidmet. In der Hand hält sie eine "Zukunftsvision", die besagt, dass die lebenslange Teilnahme an Bildung und Kultur, als gesellschaftlich anerkannte Arbeit gelten wird, symbolisch wird den Besuchern daher ein 20 Euro Schein für ihre Arbeit ausgehändigt (ein Kunstwerk das so aussieht wie Geld)......für Besuche in neu zu definierenden Museen wird man keinen Eintritt zahlen, sondern entlohnt werden.

Das motiviert zum Widerspruch: Zuvor muss sicher gestellt sein, dass Künstler für ihre Ausstellungsbeteiligung bezahlt werden, was flächendeckend nicht der Fall ist. Denn statt für Idee und Arbeit zu bezahlen, nur mehr den Genuss zu honorieren, das wäre doch zu NEOLIBERAL.

In den Raum der Zukunft gelangt man nur gebückt. Bisher wurde Zukunft eher als Flug vorgestellt, als Rampe von der man abspringt, und sei es auch ins nichts. Auch in der Raumkapsel sind Worte. Die Kunstschule hat den Weg vom Atelier zur Bildungsinstitution genommen, zum "Labor" im Sinne der Wissenschaft, und vom Objekt zum Projekt.

Kreativer Geist trennt nicht in Disziplinen. Bildung für alle wird beschworen, Theoretisierung findet statt, gleichzeitig können oder wollen immer weniger Schulabgänger lesen, weil sie vorwiegend "Bilder" schauen und Musik hören. Aber, eine Kunstschule stellt sich mit weit mehr Text als Bildern und Objekten dar. Und, nicht vorwiegend mit ihren Stars.

Das Internet bietet für alle und für alles eine Bühne. Die große Frage ist wohl: Wie sieht Qualitätssicherung aus, welchen Stellenwert hat Schule im Rahmen von Bildung, die man ja auch anderswo abrufen kann. Was kann reale Kommunikation, was digitale nicht kann? Brauchen wir wirklich noch mehr Museen und Schulen? Und wovon leben Menschen wenn immer mehr Arbeit gratis geleistet werden muss und Abschlüsse nicht zu entsprechendem Einkommen führen.