Der Kurator der 55. Esposizione Internationale d´ Arte, La Biennale di Venezia, Massimiliano Gioni, geht mit Il Palazzo Enciclopdeico über die aktuellen bildenden Künste weit hinaus, inkludiert nicht nur historisches und performatives bildgebendes Material, sondern auch Dinge die man allgemein der Kultur zurechnet, nicht aber zwingend auch der Kunst - das verwirrt ein wenig. Es entsteht die Frage, ob man wirklich die ganze Welt umarmen kann, oder ob das Bild der Welt nicht gerade durch diesen Anspruch zu veschwimmen droht. Hilfreich sind die vielen eigenständigen Pavilions, das Konzept der Biennale in Venedig.

Sonia Falcone aus Bolivien beschreibt in "Campo del Color 2012-2013" im iila Pavilion (Italo-Latin American Institute) "El Atlas del Imperio" ebenso abstrakt wie schlüssig. Dominiert wird die Ausstellung von surrealen Filmen diverser Autoren die sich der Machtverhältnisse eindrücklich, erotisch und sarkastisch annehmen.

People´s Republic of Transfiguration ist das Thema des Kurators Wang Chunchen, China. Aus Tempelresten entstehen sakrale Gebilde, eine chinesische Mauer aus Sinnsprüchen auf transparenten Ziegeln, Zeitzeichen als Comicsfilme die wiederkehrende Unzulänglichkeiten der Menschheit persiflieren, digitale Environments und hinterleuchtete Bilder.

Im russischen Pavilion spielen die Besucher mit, nur Frauen bekommen transparente Regenschirme, die sie vor dem Goldregen aus der oberen Etage schützen sollen - ein Teil einer zynischen Installation, die mit dem wichtigsten??? Gut spielt, dem Geld.

Der Aufhänger dieser Biennale, an dem der Kurator  Massimiliano Gionio gefallen fand, ist das Konzept eines nicht studierten Künstlers, der um ein Patent in den USA ansuchte für einen  Enziklopädischen Palast, ein riesiges Gebäude, welches das Wissen der Welt speichern sollte, das Anliegen von Marino Auriti wurde nicht in die Tat umgesetzt, der Größenwahn ist aber wohl geblieben, zumindest in Ansätzen, die Herrenreiter sterben nicht aus, die nicht auf einem Pferd, sondern auf allen Pferden der Welt reiten wollen. Was Bedeutung erlangt liegt im Auge des Betrachters, Weltbilder entstehen als Puzzle aus einem riesigen Angebot.

Im Gegensatz zum Größenwahn ist man auf dieser Biennale mit den vielen kleinen, banalen Dingen konfrontiert, die vielleicht wirklich die Welt ausmachen, mit Skulpturen aus Knete und Häusern ohne Architekten.

Was machen wir nun mit diesem Wissen? Brauchen wir es um zu überleben? Oder fehlt nicht gerade das, was aktuell der Menschheit eine lebenswerte Zukunft böte? Welche Aufgabe könnte in Zukunft Kunst erfüllen?

Oder ist uns der steinige Weg, in Bronce gegossen, nach wie vor sicher, ebenso wie er kein  Ende hat, in dem Sinne, als er nirgendwohin führt. Massimo Bartolini hat ihn im Italienischen Pavilion augelegt, man kann ihn betreten......als Zeichen an der Wand begleiten die Worte: ASCOLTARE, CAMMINARE, CANTERELLARE, FANTASTICARE, PIANOTER....

Die Auflösung des Rätsels bietet möglicherweise die beiden Nominierungen zum Goldenen Löwen, Maria Lassnig und Marisa Merz sind zwei Künstlerinnen die unendlich lange, beharrlich, talentiert und mit großem Einsatz, einen je sehr persönlichen Weg gegangen sind, unbeirrt, und dabei nicht nur steinalt geworden sind, sondern letztendlich auch weltberühmt.