Inge Feltrinelli war Fotografin bevor sie 1958 Giangiacomo Feltrinnelli traf, den Milliardär mit Ambitionen, einerseits bezüglich der Gründung des rennomierten Verlages, den es immer noch gibt, andererseits bezüglich seiner "kommunistischen" Interessen, die ihm vermutlich 1972 den Tod brachten, der wie ein Unfall aussah. Inge Feltrinelli war nicht nur eine begabte, sondern auch eine kecke, einfallsreiche Fotografin, und zudem bildhübsch. Sie zog etwa 10 Jahre durch die Lande, um spannende Persönlichkeiten zu fotografieren und zu interviewen, ihr berühmtestes Porträt war jenes von Hemingway. Darauf nun bezieht sich das Buch im Steidl-Verlag, auf die frühen Jahre der späteren Milliardärsgattin und Verlegerin, auf ihre Wanderjahre als Fotografin. In die verlegerische Tätigkeit wuchs sie hinein, zuerst als Kompanion ihres Mannes, dann nach seinem Tod allein, und auch das mit großem Geschick und Einsatz, die Fotografie hatte sie inzwischen aufgegeben. Das Interesse kam vom Verlag, der ja eine Hinwendung zu Fotografie hat, und, Inge Feltrinelli stammt aus Göttingen, dem Verlagsort von Steidl, eine späte Rückkehr.

Die Reportagen von Inge Schönthal, wie sie damals noch hieß, wurden aus zweierlei Gründen bekannt; einerseits weil sie berühmte Menschen vor die Linse bekam, andererseits, weil sie sich immer wieder mit diesen Persönlichkeiten porträtieren ließ, und sei es mit dem Selbstauslöser, die Autorin war oft selbst Teil der Geschichte. Somit hatte sie auch einen ganz persönlichen Stil der Reportage geprägt.

Inge Schönthal-Feltrinelli hatte auch mehrfach Dokumentarfilmer begleitet. Auffälig ist die heitere, lebendige Reportagetechnik, die vieles ins Positive zu steuern scheint, und der Sinn für Situationskomik. Mag ja sein, dass man damals nicht so erpicht darauf war, die negativen Seiten ins Rampenlicht zu stellen, jetzt ist man froh, über so eine lebensbejahende Sicht der Dinge.