IN ZUKUNFT : WIEN

Die Wiener Konferenz zu "Strategien der Städte" im internationalen Standort - Wettbewerb zeigte, dass sich die geladenen Redner keineswegs durch plumpe Eigenwerbung unbeliebt machen wollten, Wien miteingeschlossen, auch wenn das Design der Mappe das vermuten ließe. Eine Bereitschaft Probleme zu definieren und die derzeit gerade angepeilten Lösungsversuche vorzustellen, bot einen Nachmittag lang interessante Einblicke. Es dominierten praxisorientierte Ideen und Vorschläge, auf eine Zukunft in weiter Ferne, auf Philosophien und Visionen will sich niemand mehr einlassen. Zu viele Probleme stehen an und ein gelungenes Teilstück ist den Verantwortlichen lieber als irgendwelche Brücken in irgendeine Zukunft. Dennoch verhalten sich die Kapitäne eigenwillig, es fiel sogar ein Satz bezüglich Eigensinn als Produktivkraft. Berlin setzt auf permanent flexibel reagieren und Prioritäten setzen, Hamburg brachte das Bild von Segel setzen, den Gegenwind produktiv nützen. Vieles ist viel einfacher als man zumindest dann denkt, wenn man offen sein will. Wünscht man die Abwanderung aufs Land zu stoppen, muss man eben die Kinderbetreuungseinrichtungen verbessern, dann bleiben die Leute, auch die Einheimischen. Will man einen Wirtschaftsstandort aufbessern, so muss man für ein gewisses Umfeld sorgen, damit Unternehmen auch Platz haben sich dort anzusiedeln und dazu Arbeitnehmer in erträglicher Entfernung.

Die Zeit der Wanderarbeiter ist vorbei, die Zeit der Wanderbetriebe ist angebrochen und Hochpreisländer wie Österreich oder Deutschland müssen dem Rechnung tragen durch Ansiedlung von Betrieben die Qualitätswaren erzeugen und einen gehobenen Standard an Arbeitsnehmern benötigen. Auch kulturelle Identitäten stärken einen Wirtschaftsstandort, Stadtentwicklung hat mit Stadterhaltung zu tun, das haben auch Städte wie Leibzig erkannt. Wien bekannte sich zum Netzwerk, einem Zusammenschluss zur Ostregion die auch länderübergreifend eine "Miniaturmonarchie ohne Kaiser" kreierte. Noch ist nicht so recht klar, was uns z.B. mit Bratislava verbindet und was außer der Donau dorthin fließt, das Städtenetzwerk ist aber bereits Projekt. Das planen und verwerfen, das planen statt zu bauen scheint ein Auslaufmodell zu sein. Nach einem Wettbewerb werden eine Anzahl von Projekten vergeben und dann wird gearbeitet. Die im Amt befindlichen Städteplaner sind nicht mehr vorwiegend als Verwalter tätig, und der Theorieproduktion stehen Politiker und Beamte zunehmend kritisch gegenüber. Ein Buch statt einem erneuerten Stadtteil, das ist heute nicht mehr gefragt, eher ein Handbuch zum realisierten Projekt. >>>