CODE@ART Programmierung als künstlerische Praxis von Georg Trogemann und Jochen Viehoff ISBN 3-211-20438-5 Springer Wien New York In dem umfassenden Werk geht es natürlich nicht vorwiegend um Programmierung als künstlerische Praxis, sondern um Programmierung, wobei ein Fokus auf längerfristig relevante Praxen gesetzt wird. Ausgangspunkt ist der rasante Entwicklungsschub den Technologien nahmen und die Hilflosigkeit von vielen Wissenschaftlern und Künstlern im Umgang mit diesen Technologien. Als Forderung steht nun einerseits im Raum, dass Künstler und Wissenschaftler sich konkreter mit den Grundstrukturen des Programmierens auseinander setzten mögen, dass aber künstlerische Praxis nicht so aussehen muss, dass sie mit jeder neuen Software veraltet erscheint. Damit ist der Kunst auch im Kontext neuer Technologien ein Standpunkt eingeräumt, der auch andere Nahverhältnisse kennt, wie etwa die Philosophie. Es geht also darum, ob Kunst (Künstler) etwas Essenzielles zum breiten Feld der Programmierung beitragen kann. Die Autoren wollen der Kunst den Zugang zu den Codesprachen des Computers ermöglichen. Dazu wäre anzumerken, dass Künstler aufgrund ihrer azyklischen Vorgehensweisen und grundsätzlichen Infragestellungen durchaus auch die Entwicklung von Technologien vorangetrieben haben. Vor allem zu Zeiten, als Computer noch nicht allgemein verfügbar waren und sich einzelne Künstler+Innen, Zugang zu Versuchsstationen schafften, die eigentlich militärischen Zwecken dienen sollten. In neuerer Zeit sind es die Umwidmungen von Spielstrukturen, das verfügbar machen von Übermittlungsstrukturen für künstlerische Projekte und jede Art von Nutzung von Software wie sie nicht vorgesehen war, sowie selbsttätiges schreiben von Programmen, was nicht heißt, dass es Viren sein müssen. Zu allen Zeiten hat es aber auch Künstler gegeben, die gerade das, was als Fehler in der Handhabung von Film, Fotografie, ja sogar der Malerei gesehen wurde, als interessanter erachtet haben, als die technisch "richtige" oder optimale Handhabung die zu einer bestimmten Zeit angesagt waren. An das Programmieren als künstlerische Praxis erfolgt eine erste Annäherung, im Rahmen von weit ausholenden Erklärungsversuchen in welchem Verhältnis Technik (die Maschine als Menschenwerk) zur Kunst steht, von Kunst reflektiert, vorweggenommen, als Transportmittel genutzt oder selbst Kunstwerk ist. In Zwischenspielen, Kapiteln die Zusammenhänge schaffen, etwa zum Thema Animation (Vom Thaumatrop über das Kino zum algorithmischen Bewegtbild ) zeigen sich immer wieder essenzielle Unterschiede, nicht nur der Technologien, sondern auch der Auffassung von z.B. Bewegung. Unter Projektsteckbriefe geht es dann zu konkreten Beispielen, also den Intentionen von Künstlern und ihren Realisierungsformen. Zum Unterschied von CODE, dem Buch zur Ars Electronica, welches ausgewählte Beispiele dokumentiert, handelt es sich hier um ein Nachschlagwerk zu Programmierungs-Praxen und deren Einordnung in technologische Entwicklungen im Kunstkontext. |