NETZNETZ.net von den munteren Anfängen bis zur Institutialisierung: Jetzt gibt es Kohle!

Die schönste Phase bei allem was sich später verfestigt, ist wohl vorbei, die Mühen der Ebene beginnen. NetzNetz entstand im Diskurs von wenigen Einzelpersonen und vielen Gruppierungen, die zum Teil bereits ihre Ziele formuliert hatten und daher auch über ein gewisses Stehvermögen verfügen. Neue kamen hinzu, Gedanken, Strategien und der ein- oder andere Hinweis auf ähnliche Intentionen außerhalb der Gruppe wurden ausgetauscht, im realen Leben und auf der Liste www.netznetz.net. Die Plattform ist immer noch offen. Die Netzkultivierenden haben mit wenigen Ausnahmen einen lockeren Umgang miteinander gepflegt, nicht ohne Engagement, aber eben nicht mit jener Ausschließlichkeit, die Gruppen richtig zusammenschweißt.

Kurz vor der noch schnell vor den Sommerferien präsentierten Netzkulturen - Förderung durch Stadtrat Andreas Mailath - Pokorny, an deren Konstruktion Teile der Netzkultivierenden maßgeblich beteiligt waren, gab es allerdings gewaltige Meinungsverschiedenheiten. Auf einen kurzen Nenner gebracht, war es fundiertes Misstrauen gegenüber der Stadt Wien durch Aufzählung verschiedenster Praktiken die im Widerspruch zum Freiheitsanspruch von Kulturschaffenden stehen und blauäugiger Glaube, der sich gekränkt gab und auf eine fragwürdige Weise zurückschlug: und Kritik als Denunziation bezeichnete. Vor Ort, bei der Präsentation, waren Wenige, aber die Mischung war doch recht gut, weil sich offenbar auch Gruppen beteiligen wollen an der Ausformulierung des Fördersystems und den späteren Votings, die nicht so leicht zu gängeln sind.

Der Jahresförderbetrag soll € 500.000 betragen und ist in Microgrants, Backbone Projects, Network Grants und Anual Convention gesplittet, wobei das Neue die Network Grants sind, die in direkter Rückkoppelung mit der Community und deren Votings an 15 bis 20 Gruppen vergeben werden sollen. Die qualitative Reife der Community für die Entwicklung von Vergabepraxen soll man nicht im voraus in Frage stellen, auch wenn derzeit angepeilte Methoden noch nicht wirklich überzeugen - aber mit neuen Anforderungen wächst man ja auch. Unklar blieb nur, wie viel Geld gesamt es vorher gab und ob jetzt Public Netbase und Basis Wien auch ab 2006 dem neuen Fördermodell unterliegen. Ob die demokratischen Vergabepraxen in diesem Feld mit den dominierenden Ansprüchen freie Software, freier Netzzugang, freier Datenzugang geeignet sind um Netzkunst zu ermöglichen erscheint fraglich bei so viel Bürokratie und Service.