LICHT - BILD   Künstler beschäftigen sich mit den Wurzeln des Medium                 

Seit einigen Jahren ist ein Trend zu beobachten – Künstler beschäftigen sich mit den Vorfahren jener Technologien, die das Lichtbild zum allgemein verfügbaren „Volkssport" haben werden lassen. Fotografie, analog oder digital, erlaubt auch künstlerische Kriterien, technisch sind die Hürden überschaubar. Ohne ausreichende Computerkenntnisse ist zwar digitale Fotografie nicht wirklich brauchbar, dennoch sind die analogen Festungen dem Ansturm erlegen. Was könnte der Grund sein, warum sich Künstler zunehmend mit „historischen" Technologien auseinandersetzen, oder aber auf die Ausgangsbasis virtueller Strategien zurückgreifen?

Das Festival „Licht/Realität/Bild" auf der griechischen Insel Aegina, setzte ein Zeichen durch den Bau einer Camera Obscura  als Haus auf einer Landzuge in paradiesischer Meereslandschaft. Mehrere archaische Positionen scheinen sich hier zu treffen: Turmbau wurde in dieser Gegend, wie anderswo auch zur Aussicht/Abwehr aus militärischen Gründen errichtet. Ähnliche historische Gebilde gibt es auch auf der Insel, bezogen auf die Kämpfe der Hellenen mit den Persern, also östliches und westliches Gedankengut. Der Rundbau in Perdika auf Aegina, von den Österreichern Franz Berzel/Gustav Deutsch errichtet, bezieht sich auf visuelle Kulturen, die keineswegs länderspezifisch sind – anzumerken wäre aber, ob die Griechen das nun gerne sehen oder nicht, die Sichtbarkeit der Hochkultur der Hellenen, dieser weltweit als Hochblüte der Kultur zu akzeptierenden Zeitzeichen, ist deutschen und österreichischen wissenschaftlichen Ausgrabungsaktivitäten zu verdanken. Das Westliche Erbe war über lange Zeit unter unauffälligen Wiesen begraben. Die Kooperation von griechischen Philosophen und österreichischen Künstlern bei diesem Festival, wenngleich durch Sprachschwierigkeiten etwas eingebremst, ist dennoch ein schönes LICHTBILD geworden. Visuelle Kommunikation verhalf zu einem gegenseitigen Verständnis ohne Worte. Bei vielen Künstlern herrscht eine Animosität gegenüber dem Lebensdesign, das alles als machbar erscheinen lässt, zumindest oberflächlich betrachtet. Mehr Tiefgang ist gefragt. Das mag der Grund dafür sein, dass Künstler zu einfachen Techniken zurückkehren, auch wenn sie längst mit Film, Video, Webkunst oder elementaren Internetstatements ihre Zeitgenossenschaft manifestiert haben. Mit einer einfachen Öffnung im geschlossenen Rundbau, durch eindringen von Licht ein Panoramabild zu erzeugen, das mag zwar heute befremden, doch  wie einfach  und faszinierend ist es, wenn man die Natur selbst malen lässt. Umgekehrt, haben die ersten Internetfreaks an die totale Freiheit der Kommunikation geglaubt, inzwischen etwas ernüchtert, spielt die Künstlergruppe  MAMAX wieder die grundsätzlichen Qualitäten der Programmierung aus.