Lost in Space? Im geschlossenen Environment löst sich nicht nur oben und unten auf, man verliert auch die Übersicht darüber, wo die Personen stehen, gehen, wie hoch oder breit der Raum ist. Verspiegelte, sich drehende, unterteilte Säulen, verspiegelter Raum - Kader Attia bietet eine faszinierende zeitgenössische Wunderkammer, in der nur das Foto einen "statischen" Moment bietet. Dieses und auch alle anderen Environments sind käuflich, sie werden unter "Art Unlimited" auf der ArtBasel von Galeristen eingebracht - "Infinities" von der Galerie Andréhn Schiptjenko aus Stockholm. Unlimited hat die Qualität einer exzellenten Museumsausstellung, ist jedes Jahr anders und kommt gut ohne Thema aus. Hier dominiert die Kunst, als Spiegel der Zeit, ohne Kuratorenkonzept. Der Schweizer Künstler, der in Wien an der Hochschule für Angewandte Kunst studierte, läßt uns durch eine 0 in einen gräumigen schwarzen Raum eintreten, in dem lediglich ein Paar seltsame, riesige blaue Schuhe an der Wand hängen, als vielleicht einzigen Ausweg aus der Soundinstallation, die sich räumlich und inhaltlich im Kreise dreht. Ein Mann und eine Frau (vielleicht schon zu lange zusammen) reden in geradezu klassisch anmutender Weise aneinander vorbei, "0" Resultat in der Endlosschleife. Kommunikationsprobleme werden auch von Barbara Krüger in ihrer Videoinstallation "Twelve" behandelt, sie wirken nicht mehr so humorvoll und poetisch wie jene von Rondinone in "zero", denn hier haben offenbar alle massive Probleme sich auf andere Personen einzustellen, eine Familie (Vater, Mutter und zwei Jugendliche) eine Gruppe eher ausgeflippter Jugenlicher beiderlei Geschlechts, aber auch eine Anzahl junger Mädchen aus gutem Haus - die Kälte im Umgang miteinander ist beachtlich. Coole Programmierung bietet Julius Popp. Vom Internet zurück in die reale Welt, schleudert er die buzzwords, die er auf verschiedenen Webseiten herausgefiltert hat. Installiert als Wasserfall, der in der Form von Buchstaben aus Wassertropfen, in regelmäßigen Abständen zu Boden kommt, verbindet er ein technisches Spektakel mit vielschichtigen Hintergrundgedanken. Das Wasser wird laufend zurückgesaugt über Pumpen - der Kreislauf ist ebenso perfekt wie die Idee der Wiederholung: Du sprichst wie ein Wasserfall und sagst vielleicht doch nichts. Zum Thema passt auch, dass man beim Fotografieren schon abdrücken muss bevor man noch etwas sieht und lesen muss man auch schnell, die Worte zerfallen schnell - Vorsicht Ablaufdatum! Julius Popp wurde von der Galerie Wolff in Paris und der Galerie nächst St. Stephan in Wien präsentiert. Die Akteure als Zuschauer, der Blick in die Zukunft als ein Ungewisses, wer sieht was in der gleichen Kulisse, wer sieht was am Horizont, Anke Doberauer stellt mit konventionellen Mitteln sehr zeitgenössische Fragen. Die Malerei hat wieder zu sich gefunden, Aussagekraft im Inhaltlichen, bei unterschiedlichen Weiterführungen bekannter Techniken. Man kann gerade hier, bei Unlimited, wo es kein vorgegebenes Konzept gibt wahrnehmen, dass nicht das Medium die Message ist sondern die Message sich höchst unterschiedlicher Techniken und Technologien bedient. Auch innerhalb der normalen Messe, im Kontext der Kojen, finden sich Galerien, die ein striktes Programm haben und das auch durch ihren Namen signalisieren, so z.B. STUDIO LA CITTÀ, situiert in Verona. Es geht bei allen Künstlern die hier präsentiert werden, in sehr unterschiedlicher Weise gleichzeitig um Raum, um Architekturen und skulpturale Ansätze und um Malerei oder farbige Elemente, um Stadträume, Koordinatensysteme, Besiedlung, um Wahrnehmungen von Raum.
|