Ganz anders als in Martinique, stellt sich die Kunstszene
in Barbados dar. Es mangelt den Künstlern nicht an Selbstbewusstsein, es
wird viel von Spiritualität geredet, auch hier wird Geschichte
verarbeitet, irgendwo zwischen Volkskunst und Fremdenverkehrstauglichkeit.
Einen Kunstmarkt gibt es weder in Barbados noch in Martinique, doch
während man in Martinique offenbar an Paris Maß nimmt, scheint man in
Barbados kaum je an London zu denken. Die Vernetzungsbestrebungen gehen
eher in Richtung „AfricAmerika", es ist hier aber immer Südamerika
gemeint. Das Völkergemisch ist keineswegs mehr durch Weisse dominiert,
als trennend werden weit eher Sprachkreise als Hautfarben wahrgenommen.
Nach wie vor ist alles eine Frage der Bildung/Ausbildung. Mit Englisch,
Französisch/Spanisch ist man gut beraten, Deutsch ist auch in der AICA
keine Konferenzsprache. In Barbados werden Visionen entwickelt, die auf
einen Zusammenschluss der Inseln zu einer Union hinarbeiten. Die
Trennungen, die sich durch unterschiedliche Religionsbekenntnisse und
damit verbundenen Lebensformen ergeben, versuchen Künstler zu
überwinden. Auch der Ausbildungsstand, den man an der Produktion ablesen
kann, soll hier nicht als Trennstrich wahrgenommen werden, was durch
gemeinsame Ausstellungen dokumentiert wird. Abgerückt wird sehr deutlich
von dem, was wir „Westkunst" genannt haben. Religionen spielen eine
sehr große Rolle, daher geht es z.B. der Künstlerin Annalee Davis darum
eine Akzeptanz aller Religionen zu signalisieren, indem sie sich mit
abgewandeltem Selbstporträt als „Creole Madonna" in einer
Zugehörigkeit zu all jenen Religionen darstellt, die in der Karibik das
multikulturelle Bild prägen. Als Urlauber wird man allerdings kaum etwas
davon mitbekommen, schließlich ist man für alle ganz einfach eine
Geldquelle. Die Notwendigkeit für Künstler in den Internationalen
Kunstkontexten mitzuspielen, wird vor allem von allen Kunstkritikern
betont, ob das die Spiritualität hebt, senkt, oder zum Verschwinden
bringt, sei dahingestellt. Letztlich haben sich die Künstler ja weltweit
auf den Transport politischer Konflikte eingestellt, Visionen entwickeln
nur mehr Naivlinge auf realen oder geträumten Inseln. Wieso haben die
Künstler ihre spiritualen Kräfte verloren, wurde immerhin als Frage
angeschnitten? In allen Märchen aller Völker verliert man immer dann die
Zauberkraft, wenn man sich ablenken lässt von der Vision oder die Gabe
missbraucht, das geschenkte Talent.
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