Grazer Architektur Magazin 03: Architecture Meets Life, Verlag: SpringerWienNewYork

Das Magazin erscheint 1 x jährlich, orientiert sich an Zeitzeichen zur Architektur, bezieht sich auch auf konkrete Planungen, das allerdings meist als Beleg für theoretische Erörterungen zu frei gestellten Themen. Gerade durch die Abgehobenheit vom Tagesgeschehen, kann das Magazin Sichten und Einsichten gewähren zu Zusammenhängen, diesmal zur Wirkung von Architektur im Leben und Auswirkungen von Architekturen auf die Umwelt.

In "Geplante Unbestimmtheit" beziehen sich Andreas Deusser und Katja Friedrich zuerst auf das historische Projekt von Le Corbsier´s Siedlung Pessac in Südfrankreich. Schon damals mußte der Architekt die Erfahrung machen, dass die Umbaufreuden der Bewohner sich vollkommen konträr zu seinen Intentionen entwickelten. Das gibt zu Denken. Bezogen auf die heutige Geschwindigkeit bei Veränderungen familiärer Zusammensetzungen und globaler Migration, wird planen immer schwieriger. Konkret stellen sich die Autoren z.B. die Frage, wie etwa der Wunsch nach Freiraum und Behaglichkeit, den fast alle die konnten, bisher als Einfamilienhaus gesehen haben, den aktuellen Unwägbarkeiten der Zukunft angepasst werden könnten.

"Urbane Restrukturierung" ist das Thema von Christine Kohlert, dabei geht es um eine afrikanische Hafenstadt, die ähnlich wie zur letzten Jahrhundertwende auch für Europa noch notwendig, krasse Unterschiede von Wohnstandards ausgeglichen werden sollten. Wir haben vergessen, dass z.B. in Wien Simmering noch zur letzten Jahrhundertwende Arbeiterbezirke so aussahen wie die Elendsquartiere der 3. Welt, und Östereichs 1. ausgebildete Architektin Schütte-Lichotzky tief beeindruckt davon, richtungsweisende Siedlungen, Kindergärten und Küchen plante.

Zu "Raum/Verhandlung" unternimmt Pelin Tan eine Klarstellung zu den Auswirkungen jener Transfers, die nun unser Leben bestimmen. Der Verlust an Örtlichkeit, der Verlust an speziellen Bildern einer Stadt, wie er durch die Internationalisierung geschieht, trägt ebenfalls dazu bei, dass alles austauschbar wirkt. Wenn Künstler als Sensoren immer noch gelten, dann möge man anhand ihrer Werke studieren, wie der Verlust an Identitäten immer qüälendere Formen annimmt. Vor allem klafft eine Lücke zwischen Propaganda und den realen Erfahrungen die Menschen machen.