Die Frankfurter Buchmesse ist ein faszinierendes Erlebnis, in der Fülle des Gebotenen sucht man jedes Jahr nach einigen Zeitzeichen. Waren es in den vergangenen Jahren die Digitalisierung, das Hörbuch, das Wissensmanagment, die neuen Hilfsmittel für das erlernen von Sprachen, neue Techniken des Lernens und der Wissensvermittlung, der Vergleich von Religionen und ihrer jeweils lokalen Praxis, die Ratgeber für den schnellen Erfolg, die Reichweite von Comics und Mangas, so war es diesmal ein sich zu Wort melden von Minderheiten und den postfeministischen Frauen.

 Einen geradezu unglaublichen Zustrom der Presse fand die Präsentation

Catalan Culture - Guest of Honour at the Frankfurt Book Fair 2007

Das Wiedererwachen einer Minderheit im spanischen Kontext, mit eigener Sprache, die im Franco Regime unterdrückt wurde, sah nach Sprengstoff aus, denn wie macht man den Spagat zwischen die Eigenheiten pflegen und mit den Spaniern gut auskommen? Die Präsentation der Katalanen war in jeder Hinsicht überraschend, die Fülle des Gebotenen, die Perfektion, sie haben sich gewaltig angestrengt, das vermittelt auch das Logo, geschaffen von Miquel Barceló.

Die Ballerina mit den Schwergewichten, sagt nicht nur, dass es schwer war das Joch abzuschütteln, es sagt auch, dass Frauen besondere Anstrengungen in dem vordem extrem patriarchalischen Kontext unternommen haben. Auch bei der Präsentation selbst spiegelte sich das insoferne, als alle Repräsentanten und Würdenträger männlich waren, nur die Kommissarin des Programms, Anna Soler-Pont, stand als einzige Frau sozusagen für die aktuelle Arbeit, den Kontent gerade.

Der Zufall wollte es, dass bei einer der zahlreichen Diskussionen am blauen Sofa, Thea Dorn einen ebenso souveränen Eindruck hinterließ, wie die Präsentation der Katalanen.

Mit einem Satz, den viele aus der Töchtergeneration der Feministinnen geschrieben haben könnten, beginnt ihr Buch: Die neue F-KLasse, Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird : Ich wuchs im festen Glauben daran auf, dass der Tag 24 Stunden hat, die Erde eine Kugel ist und Feminismus überflüssiger als Fäustlinge im Hochsommer. Viele Frauen meinten, die Gleichstellungskämpfe wären nun abgeschlossen, wurden aber just durch die Wahl Angela Merkel´s zur Kanzlerin aufgeschreckt, als der sozialdemokratische Exkanzler Schröder seine Posse spielte, und sich männliche Kollegen zierten. Dass diese Getue nicht darauf beruhte, dass der neue Kanzler eine Kanzlerin ist, nahmen in der Folge viele Frauen den Männern nicht mehr ab. Thea Dorn bezieht sich nun auf die Lebensbilder von Frauen zwischen etwa 35 und 45 Jahren, den gut ausgebildeten Frauen, die mit oder ohne Kinder im Arbeitsfeld ihren adäquaten Platz einnehmen wollen.

Thea Dorn spricht mit Frauen in leitender Funktion, oder Selbstständigen, mit Frauen mit Kindern und ohne Kindern unter denen nur Seyran Ates, eine Rechtsanwältin aus kurdischer Familie, das Problem der Unterdrückung der Frau auch als Frauenrechtsaktivistin aktiv angeht, alle anderen meistern ihr Leben, orientieren ihre Ziele an ihren Wünschen, lassen sich von Behinderungen nicht aus der Bahn werfen. Das tun sie aber durchaus in dem Bewußtsein, dass es zweierlei Maß gibt, ab dem Moment, wenn Tätigkeiten von Erfolg gekrönt und mit Aufmerksamkeit bedacht werden.

Das neue Problem mit den Männern besteht darin, dass sie keinen Spiegel vorgehalten bekommen wollen, sie hassen Frauen, die sie mit ihrer Endlichkeit, ihrer Fehlbarkeit und Anfechtbarkeit konfrontieren, die unabhängige, selbstständige Frau ist eine unerträgliche Herausforderung, das ist aus dem Buch "Hass" von André Glucksmann zu lernen.