Christian Schad nannte seine Erfindung Schadographien, das blieb einprägsam, auch wenn sich noch einige Künstler des ersten Viertels des letzten Jahrhunderts ebenfalls als Erfinder des Photogramms fühlten. Ein Zufall war wie so oft ausschlaggebend. Er legte Gegenstände auf Fotopapier und erfreute sich an dem Resultat, welches sich durch das Licht auf dem Fotopapier ergab. Der Maler Christian Schad, hatte sich in Zürich den Dadaisten angeschlossen und diese drängten ihn, seine Schadographien doch zu veröffentlichen.

Die Ausstellung kamera los, das fotogramm, gibt einen guten Überblick über die Intentionen von Künstlern von den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute, im Salzburger Rupertinum, begleitet von einem Buch im Verlag Anton Pustet, und in Zusammenarbeit von Floris M. Neusüss und Margit Zuckriegl.

Floris M. Neusüss hat viele Jahre lang als Professor an der Kunsthochschule der Universität Kassel Experimentelle Fotografie gelehrt und neben eigenen Arbeiten Ausstellungen kuratiert und sein umfassendes Wissen in dem Buch "Das Fotogramm in der Kunst des 20. Jahrhunderts" zusammen gefaßt. In der Ausstellung zeigt er Bilder die in Zusammenarbeit mit Renate Heyne entstanden sind, die wesentlich strategischer mit dem Zufall Lichteinfall umgehen als jene von Schad.

Joan Fontcuberta, hier mit seinen Chemigrammen und Calligrammen, einer Weiterentwicklung des Fotogramms, ist ein vielfach tätiger Künstler und Kommunikationswissenschaftler, der auch Herausgeber der Fotozeitschrift "Photovision" ist. Seine kameralose Fotografie nützt Aufdrucke und Schüttungen, es wirkt nicht nur das Licht und der Gegenstand allein.

Margit Zuckriegl hat eine Reihe österreichischer Künstler der mittleren Generation eingebracht, so zum Beispiel Fritz Simak, mit einer sehr großflächigen Arbeit, einen Lebens-Fries könnte man sagen, aus dem Jahr 1974; das Bild zeigt nur einen Ausschnitt aus "Pangea". Wie bei Fritz Simak, geht auch bei anderen zeitgnössischen österreichischen Künstlern die Versuchsserie über die Anfänge des Fotogramms hinaus, es sind weit weniger Überraschungsergebnisse, als konzeptuelle, erwartete Resultate. Bei Wolfgang Reichmanns "Bilder einer Evidenz des Realen" erhalten die Pflanzen und alltäglichen Objekte eine malerische Dimension und eine Bedeutsamkeit wie ein Porträt, obwohl ja gerade nichts hizugefügt, oder manipuliert wurde. Jutta Strohmeiers "Dickicht Fotogramm" provoziert Fragen technischer Natur (hat sie das gleich auf das große Format belichtet oder doch übertragen?) auch bei Edgar Lissel waren wohl mehrere Techniken im Spiel. Lena Bosch hat Schwarzweiss Dias verwendet, auch bei ihren Arbeiten entspann sich ein lebhafter Diskurs (unter Fotokünstlern, über ihre Vorgangsweise. Fest steht jedenfalls, dass "alte" Technologien für zeitgenössische Künstler derzeit reizvoll zu sein scheinen.

Das Fotogramm ist nicht nur in Salzburg gerade Gegenstand der Aufmerksamkeit, auch ein Symposium von Peter Weibel und Tim Otto Roth im ZKM hatte "Das Photogramm. Licht, Spur und Schatten" zum Thema. Von Tim Otto Roth stammt die Plattform www.photogram.org

Lou Thimoukoff ist in Salzburg und in Wien gleichzeitig über die Galerie Faber vertreten.

Das Monat der Fotografie in Wien bietet auch eine Ausstellung im Wiener Künstlerhaus zum Thema Fotogramm mit zum Teil identen Künstlern wie in Salzburg, sowie Einzelausstelungen von Lou Thimoukoff in der Galerie Faber, Wolfgang Reichmann im Denkraum, Waltraud Palme im studio 38.

Ein Fotogramm von Man Ray im Künstlerhaus