SIBYLLE BERGEMANN: Photographien: Die Dramaturgie des Augenblicks

erfaßt Sybille Bergemann mit schlafwandlerischer Sicherheit. Bei ihren Modefotografien, die alle wie Szenen in einem unbekannten Stück aussehen, wird sie diese Dramaturgie wohl selbst entworfen haben. Raum und Zeit, das Modell und die Kleidungsstücke scheinen einem Märchen entnommen, das noch geschrieben werden muss. Es ist reine Poesie, die sich wohltuend von der großen Mehrheit der Modefotografie abhebt. Die Models erinnern in Haltung und Gesichtsausdruck weit eher an Literatinnen, Philosophinnen, Feen oder fremde Gottheiten, denn an Damen für den Laufsteg, ihre Schönheit ist nicht von dieser Welt.

Mit Sibylle Bergemann wird ein Stück Kunstgeschichte aus der DDR beleuchtet, welches vielleicht so dort nicht vermutet wurde, nicht zuletzt weil dort Fotografie als Kunstform relativ spät gedacht wurde, aber ähnlich wie in den anderen Ländern hinter dem eisernen Vorhang, wohl vorhanden war, einfach als Fotografie, die von Fotografen, nicht bildenden Künstlern, als Eigenständiges kultiviert wurde. So geht es eben um die Kunst des Augenblicks, um das Auge und die Reaktionsfähigkeit, um Geduld für Licht und Zeit, um Gespür für Räume, in denen sich das Besondere ereignen könnte.

Das Resultat dieser Vorgehensweise hebt sich stark ab von dem Boom an professionellen und privaten Reportagen, es sind Bilder die mehr als Dokument sind, die Ausschnitte von Realitäten sind, die zudem keiner Erklärung bedürfen, nur der Offenheit und Aufmerksamkeit. Es sind Bilder die in qualitätvollen Journalen Platz finden und nun in einem edlen Buch aus Anlaß der Ausstellung in der AKADEMIE DER KÜNSTE, am Hanseatenweg 10, 10557 Berlin-Tiergarten bis 14 Januar 2007. Die Ausstellung geht weiter in das Museum für Photographie, Braunschweig, abrufbar bleibt das Buch in der Edition Braus im Wachter Verlag GmbH,  www.editionbraus.de

Wie auch andere begabte Fotografen, konzentriert sich  Sibylle Bergemann auf die Ränder, nicht die Zentren, auf geschminkte Behinderte, die sich für eine Aufführung gerüstet haben, auf fragile Mädchen auf Schaukeln, traurige Einkäuferinnen, romantische Plätze mit und ohne Personen, Wüsten und Steinwüsten, die sich nur durch einen einzigen Menschen, oder ein Tier definieren und exotische Szenarien in Afrika zwischen Traum und Wirklichkeit.