LET´S TWIST AGAIN - Performance in Wien von 1960 bis heute [-de´A-] skriptum

Carola Dertnig und Stefanie Seibold kuratierten 2002 eine Ausstellung gleichen Titels. Ergänzt mit Beiträgen verschiedener AutorInnen bietet das Buch (ISBN: 3-901867-16-3) einen geradezu unverzichtbaren Beitrag zur lokalen Kunstgeschichte. Ins Buch geholt haben Sie etliche sehr freche PerformerInnen, die vermutlich vielen Liebhabern der Performance nicht bekannt sind, oder gerade hier in Wien nicht bekannt sind, nicht mehr bekannt sind, weil ihre Performances weit zurück liegen und sie jetzt andere Arbeiten machen, oder auch das kommt vor, einfach verschollen sind, wie Struppi (Gerhard Stecharnig). Carola Dertnig hatte schon als Kind in nächster Nähe, Struppi wohnte im gleichen Haus, die irritierende Erfahrung, die gleiche Person als Blinden, als Transvstiten, als Toten Mann, als Frau im Dirndel im Hausflur anzutreffen, also Künstler die ihre Neigungen auslebten, oder wie man heute sagt, Identitätsperformance machen, kennen gelernt, sie performt auch.

In Berlin kommt Christa Biermann weit besser an als in Wien, mit ihrer direkten Art, die keinerlei Peinlichkeit scheut. Von den bekannten Performerinnen die "Schmerzperformance" machen wie Valie Export, grenzt sie sich bewußt ab, durch "Scherzperformance" und als weibliches Vorbild oder Ideal kommt ihr nur Mae West in den Sinn. Selbst ist die Frau! Da spielt sie doch lieber gleich die Männerrollen auch mit, und das wie man sieht gekonnt.

Eine der legendären Performances für ein Foto von Margot Pilz, versammelte die Intakt-Frauen zur Darstellung des Abendmahles mit weiblichen Repräsentanten. Als Jesus Christus war eine junge Mutter auserwählt worden und Kinder lockerten auch sonst die heilige Handlung auf.

Die Damen (Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen, Ingeborg Strobl) sind im Buch mit einem Gespräch von 1988 vertreten: In "Viermal erste Geige" befragen sie sich gegenseitig.

"Wiener Brut", "Wiener Dauerwelle", die Free Party, die wie ja auch ursprünglich die Berliner Love Parade, nicht als Fun-Party angelgt war, und nur einmal stattfand, der "Salon Lady Chutny" - Orte, Gruppierungen und zahlreiche Einzelperformer und Performerinnen mit sehr unterschiedlichen Ansätzen, als Kunst und auch als Entgegnung auf Kunst gedacht, zeigen ein sehr bewegtes Wienbild