Der Roman von Laurence Stern schreibt vor allem einen Roman über das Medium Künstler-Buch, denn man fällt von einer Überraschung in die nächste, alles dagewesene und nciht dagewesene kommt vor, schwarze und marmorierte Seiten, graphische Reden, freier Platz für? nicht abgeschlossene Kapitel, der Leser, die Leserin werden persönlich angesprochen, die Hauptfigur hingegen stellt sich streckenweise als Autor dar, das Buch ist mehr sehbar als lesbar und überschlägt sich in Selbstreflektion und Bezügen unterschiedlicher Art. Helmut Draxler geht nun der Fangemeinde nach, die den Shandyismus begründete und erweitert diesen durch Einladungen an Künstler die in diesem Sinne ihre Beiträge für die Ausstellung in der Secession gestalteten. Mit dieser Übertheoretisierung und Clan-haften Wissenschaft, die so viele Bezüge kreuz und quer spannt, bis das Resultat etwa so aussieht wie die nicht unwitzige Frage des Autors, wozu denn überhaupt so viele Bücher geschrieben werden, trifft Helmut Draxler den Nerv der Zeit und er gibt sich in seinen Erklärungen selbstironisch, also shandyistisch?

Das ist nun keine Ausstellung für alle Leute sondern für Insider der KunstTheoriePhilosophieSzene, die mit dem Zitat des Zitates des Zitates etwas anfangen können und wollen.Gerade jetzt wäre ein Katalog erhellend, aber der kommt erst am Ende der Ausstellung und ergibt vermutlich "Shandyismus aktuell".

Leopold Kessler im graphischen Kabinett zeigt ein Video über seine neueste Intervention im öffentlichen Raum. Mit einer eigens angefertigten Zwickzange knipst er Löcher in Verkehrstafeln die wie Einschusslöcher aussehen sollen, vorsorglich getarnt als Straßenarbeiter. Passiert ist nichts, weder schauen die Leute erschreckt, noch hält eine Funkstreife. Der Druck der Wasserstrahlen am Erherzog-Johann-Brunnen in Graz wird so erhöht, dass sie über den Brunnenrand spritzen, wieder eine Intervention mit dem schönen Titel "Ventil von Graz", wieder passiert nichts, es pritschelt halt eine Weile. Ein rotes Stromkabel mit Namensaufdruck durch den Künstler wird über Bäume.Häuser, Rohre, Masten, Zäune hinweg gespannt, oder eine Zigarettenschachtel auf einen Zug geklebt und von Wien nach Budapest geschickt. Mit den Landnahmen, Raumnahmen, der Privatisierung öffentlicher Einrichtungen, findet man den Künstler in der Rubrik "Erweiterter Skulpturenbegriff" gut aufgehoben für theoretische Erwägungen. Er bringt die Ordnung aus dem Tackt. 

Die amerikanische Künstlerin Andrea Bowers betätigt sich als Archivarin des weltweit größten community arts project, und als Journalistin über eine berührende Aktivität, die weltweites Echo fand. Wiewohl sie auch am Boden liegende gezeichnete, den genähten Quilts die von Angehörigen von Aids-Kranken zu deren Gedenken angefertigt wurden nachempfundene Arbeiten ausstellt, besteht der Hauptteil aus Fotografien des Aufbewahrungsortes des Aids Memorial Quilt und Video-Gesprächen mit AktivistInnen. Etwa 40.000 Quilts sind nun zusammengekommen und die Organisation zieht gerade in ein neues Heim um, bemüht sich um Fundrising für die Opfer von Aids und pflegt eine Website www.aidsquilt.org Entstanden ist das Projekt Aids Memorial Quilt auf Initiative des Menschenrechtsaktivisten Cleve Jones, im Zuge des gay rights movement und der Aids Krise.Sein Buch "Stiching a Revolution erinnert daran. Heute sind zunehmend auch Heterosexuelle und Frauen von Aids betroffen.