Geht es um Party, wird dem auch an den Mischpulten Rechnung getragen. Der vor Jahren entsorgte Begriff "Angewandte Kunst" wäre wieder hilfreich bei Unterscheidungen, die freie und "Kunst im Dienste von" zu unterscheiden helfen, oder Ansätze zu Kriterien liefern könnten. Freilich waren auch diese Unterscheidungen problematisch, weil sich manigfaltige Dienstbarkeiten in den Kunstkontext mischten und angewandte Künste durchaus viel Freiheit und Stehvermögen entwickeln konnten. Vor Ort wurden jedenfalls selbst Produziertes, im Internet Gefundenes und geschenktes Bildmaterieal zu Loops verarbeitet und in Interaktion mit den Dj´s von den Vj´s präsentiert. Die Vermischung von Ausstellung und Party ist im Künstlerhaus sehr homogen, da die Besucher der Party´s auch immer wieder zur Ausstellung wechseln können, die an diesen Tagen lange offen hat. Die Situierung von AV-Acts in einer dezidierten Kunstinstitution macht Sinn, denn nun ist man angehalten über den Kunstwert zu sinnieren. Von dem Ansatz "Ist Vj Kunst" ist abzuraten, denn das erinnert an "Ist Fotografie Kunst", die Fragestellung ist auf "Kann Vj Kunst sein" abzuwandeln, um nicht den plumpen Diskurs, der auf die Technologie zielt, wie er seinerzeit bezüglich Fotografie nicht nur, aber auch geführt wurde zu wiederholen. Ob die Visuals nur sound:frame sind, ist ein anderer Diskurspunkt, man kann aber auch das "nur" diskutieren. Offensichtlich geht es um ein sehr exaktes Zusammenspiel zweier Disiziplinen, wodurch die Zusammenarbeit von Visualisten und Soundproduzenten Sinn macht. Bezüglich der Loops, will man sie im Kunstkontext als Kunst verstanden wissen, ist Eigenproduktion Voraussetzung, die allerdings Fundmaterialien aus Fotografie, Video, Film, Animation in transformierter Form und als Zitat zuläßt. Nicht ganz leicht sind die Namen der Autoren herauszufinden, denn angeführt werden meist Labels, die ihrerseits wieder zu Gruppierungen unter einem anderen Label zusammengefaßt sind. Hier dürfte es sich um Motionlab und ei(s)kon:fekt im Gespräch handeln. Diskutiert muss in diesem Zusammenhang Autorenschaft werden, wie immer diese auch zusammengesetzt sein mag (zumindest wenn es um Besprechung oder Finanzierung geht) Diese Autoren wünschen sich einen permanenten Spielort, wie in einigen Großstädten bereits vorhanden. ei(s)kon:fekt organisiert auch im Kooperation mit PLAY:FM ein Workshop im April. Alle Programmdaten: www.eiskonfekt.at Von Autoren zu sprechen ist in diesem Zusamenhang nicht falsch, da sie sich ja sichtlich unterscheiden, in der Auswahl und Hinwendung zu visuellem Material (noch erkennbar aus alten Filmen, oder stark abstrahiert, ecetera) und auch bezüglich bevorzugter Musik:Positionen. Von der "Bildenden Kunst" kommend, neigt man eher dazu, visuellen Qualitäten mehr Aufmerksamkeit zu schenken, wie sie mir vor Ort besonders bei den Videos von scarab ins Auge gestochen sind (nicht nur, aber auch die Reise der Augenbilder) Ein Gespräch von Eva Fischer, die selbst mit schönen abstrakten Passagen in ihren Visuals in der Ausstellung vertreten ist, mit Künstlern, z.B. Markus Wintersberger, der nicht aus der Party-Szene kommt, oder Flimmerflitzer (Gespräche lagen in der Ausstellung auf) ist ein guter Anfang im Wiener Diskurs. Markus Wintersberger Eva Fischer: Wie definierst du dich als Künstler? Geht das überhaupt? Markus Wintersberger: Ich sehe mich schon als Künstler. Es ist kein leichter Prozess, das überhaupt zu definieren. Ich fühle mich auch wohl in dieser Rolle. Ich sehe die Möglichkeiten, in denen sich Künstlertum und generell das „künstlerische Schaffen" in einer exponentiellen sich erweiternden Schleife befinden. Das habe ich am eigenen Leib erfahren, nachdem ich das schon seit einigen Jahren betreibe und anstrebe. Ich glaube auch dass es enorme Vervielfältigungs-, Darstellerungs- und Visualisierungsmöglichkeiten sowohl im visuellen und akustischen Bereich als auch im multi-komplexen, mehr-dimensionalen Bereich gibt; und sich interessante, sinnvolle Wege ergeben, für jemanden, der sich hier künstlerisch betätigen möchte. EF: Wie funktioniert für dich die Verbindung aus Bild und Ton? Die technischen Qualitäten? MW: Die Frage ist immer, was löst ein Bild aus? Was löst Musik aus? Wie wird es verwendet? Wird es aufgrund eines bewussten Codes verwendet? Indem wir alle in diesen seltsamen Kommunikationsmustern leben. Das zu hinterfragen, möglicherweise neu zu definieren und die Frage zu stellen, wie sich ein Bild mit einem akustischen Moment/Reiz verbindet; aber nicht, dass eines das andere kommentiert, sondern der Versuch von Gleichwertigkeit. Eine eigene Sprache, ein eigenes Muster zu finden, dass aber nur in dieser Verkettung funktioniert. Das ist die Herausforderung. Das ist aber kein neues Phänomen, das taucht jetzt auch wieder ganz stark auf, nachdem in einigen Kunstströmungen diese Bewegdbild-Entwicklung von Künstlern plötzlich gesehen wurde und aber zunehmend wieder verschwunden ist. Oder durch ökonomische oder Markt-Komponenten in Kategorisierung übergetreten ist… EF: Wie hat sich das für dich entwickelt? MW: Ich hab auf der Universität für Angewandte Kunst studiert. Ich hab Ende 80er begonnen, 87, 88... Bin in eine sehr interessante Klasse gestoßen – die Gestaltungslehreklasse von Professor Bernhard Leitner. Was für mich auch ein sehr wichtiger Schritt und ein großes Glück war, weil wir dort künstlerisch unglaubliche Freiheit genossen haben aber durchaus auch sehr interessante kritische Reflexionen bekommen haben; intensive Anwesenheit von Lehrpersonal, die uns betreut haben und immer versuchten disskursiv zu hinterfragen. Von Anfang an war das Bestreben da, am Computer – an zwei vorhandenen sündhaft-teuren Mac’s – zu arbeiten. Da haben wir unser Wissen durch „Learning-by-doing" angelernt und reingeschnuppert. EF: Was umfasst dein Schaffen? Welche unterschiedlichen Arten von ... MW: Das geht stark in den theatralen Raum hinaus – Was passiert im Raum damit? In der Kombination von Live-Elementen und medial vorgefertigten Elementen. Was kann sich damit in einer Raumsituation – die ein Theater oder ein theatraler Raum sein kann (eine Kirche, eine Katakombe, ein Autohaus, ein Tunnel, ein Flagturm) – entwickeln. Diese Herausforderungen sollte man räumlich, architektonisch annehmen und inhaltlich, kontent-mäßig mit den Möglichkeiten, die wir haben zu bespielen. Möglicherweise auch Dingen zu verwenden, die historisch weit zurückliegen und z.B. vor 10 Jahren eher uninteressant erschienen und so Kombinationen herzustellen. Und ein Sampling, Framing, Pettering auf hohem Kontent-Niveau. EF: ...also die Bespielung vom Raum in Zusammenhang mit Performance ist dir wichtig? MW: Genau, mit Performance im weiteren Sinne.Das kann ein Streichquartett sein, SängerInnen, Stimme, aber auch sehr stark aus dem Tänzerischen Bereich heraus; Elemente, die ich als „linear" im Sinne eines Bewusstseins sehe, wenn man sich mit Videoschnitt und Rhythmus beschäftigt, dass man sich diese Kunstformen aneignen sollte – nicht professionistisch, aber dass man die Bereitschaft entwickelt, daraus zu lernen. EF: Wie siehst du in dem Zusammenhang das Werk, dass du für Sound:frame geschaffen hast? MW: Das war ein interessanter Zugang. Ich habe mich relativ unbewusst angenähert, wie ich das prinzipiell mit Kunstprojekten versuche. Ich versuche, bei z.B. einem Spaziergang durch die Stadt verschiedene Gehirnströme zu finden, die mich auf eine Spur bringen. Oder mir selbst Rätsel zu lösen aufzugeben. Diese Arbeit setzt sich aus 7 verschiedenen Bewusstseinssträngen oder filmischen Konstrukten zusammen und ist der Versuch zu diesem vorgefertigten Soundtrack einen geschichtlichen Ablauf zu erstellen, den man als Kontinuität/Handlungsablauf sehen könnte. Das Spiel mit Bewusstseinsströmen, mit kollektiven Erinnern, dass in diesem Werk stark drinnen ist. Ich habe versucht, bewusst auf diese Schnittstelle einzugehen: Künstlerhaus, der öffentlicher Raum in der Passage; da tauchen viele Sujets in einer schwarz-weiß 50er-Jahre-Ästhetik auf – es war mir sehr wichtig, darauf Bezug zu nehmen und auf Elemente einzugehen, die man dort sieht; was uns ja oft schon eingeschrieben ist. Information, die einem auferlegt wird, die man versucht abzuschütteln und es doch nicht ganz schafft. EF: Also auch Stichwort Sound-Footage, find ich ganz spannend in dem Zusammenhang – Bilder, die schon existieren. MW: Wahnsinnig spannend ist das – gerade mit den technischen Möglichkeiten, die wir jetzt haben. Dass das alles sehr rasch verfügbar ist – um es zu digitalisieren oder in einen Schnitt-Prozess zu bekommen. Und aufgrund der Steigerung der Komplexität dass sich die Möglichkeiten einer Erkenntnis stärker entwickeln. Das sehe ich als einen Prozess – dass das eine durchaus komplexe Konfiguration ist, die uns da begleitet. EF: Mich interessiert auch – was einen Teil unseres Konzeptes von sound:frame ausmacht – ob sich unterschiedliche Bildwelten auf unser Musikwahrnehmung auswirken. MW: Das glaube ich sehr wohl, ja. Ich freu mich schon, die unterschiedlichen Ergebnisse zu sehen. Da wird man sehen, wie sich diese Psychologie und diese Verkoppelung von Sound- und Bildereignis zeigen und unterschiedliche Erinnerungen zum Sound und zum Bild entstehen werden. Das sind auch interessante Forschungsansätze, die sicher noch in den nächsten Jahren kommen. EF:... zur Visualisierung von elektronischer Musik, gibt’s natürlich unterschiedliche Zugänge. Gibt es für dich eine Grenze, die Party-Visuals von Visualisierung von E-Kunst unterscheidet? Kann man eine Grenze ziehen? MW: Ich ziehe sie schon bewusst. Ich bin ja auch nicht mehr in dem Alter, in dem ich Visuals mache. Das ist eine neue Generation, ich sehe mich nicht in der Visual-Position aber ich sehe mir die Dinge an und frage, was macht Sinn? was sieht gut aus? Wenn ich jetzt „Fledermaus" im Schönbrunner Schloßtheater mache, dann tauche ich in eine ganz andere Szene/Ebene ein, die aus einer Tradition existiert und sehe mich dort als Botschafter… Aber ich sehe mich nicht in den Party-Kontext eingebunden. Es ist aber wichtig, wenn man diese Phänomene für sich adaptiert hat, sich im Sinne eines Vermittlungsangebotes in verschiedene Szenen zu gehen und seine Arbeit auf dem Niveau, das man hat anzubieten. Und die Bereitschaft, andere Räume auch zu bespielen. EF: Arbeitest du weitgehend alleine, oder auch in Kooperation mit anderen? Mit Tänzern, Musikern? MW: Sehr stark im Kontext mit anderen. Gerade bei größeren Projekten oder bei einer Forschung. Es ist eine sehr interessante Projekt-Partnerschaft entstanden, die seit ein paar Jahren besteht – mit einem Komponisten aus Berlin, dem Eduart Glocke, der bis 98 Generalmusikdirektor in Nürnberg war, sich dann selbstständig gemacht hat und die Expo 2000 musikalisch kuratiert hat. Das ist ein hochinteressanter Glücksmoment gewesen, dass wir uns begegnet sind uns in einer sehr respektvollen und verantwortungsvollen Lernbereitschaft begleiten. Ich kann nur empfehlen für sich selbst solche übergeordneten Beziehungen einzugehen. EF: Mit welcher Technik arbeitest du? MW: Ich hab hier ein Studio mit mehreren Rechnern, mit Mac’s (?). Ich schneide hauptsächlich auf Final Cut – weil ich’s als beste Möglichkeit mit Hardware und Software empfinde. Das kann alles was ich brauche – Ich brauch sonst keine zusätzliche Software außer den Photoshop mit dem ich noch zusätzliche Manipulationen, die noch detaillierter sein sollen, mache. Und den Sound bekomm ich, nachdem ich da mit Soundkünstlern zusammenarbeite, meist in einer hohen Qualität, sodass ich das recht rasch mit FinalCut einbauen und verwenden kann. Sehr schnelle Rechner sind wichtig. Umgang mit den Dingen ist Gewöhnungssache und Konzentration ist wichtig. Die optimalen Präsentationsgeräte muss man haben – für das räumliche Präsentieren und die Installation. EF: Gut – meine Fragen sind beantworten – Vielen Dank MW: Danke. Flimmerflitzer – Schriftliches InterviewMichael Langeder Johannes Paar Romana Rust
Im Prinzip begann es mit dem Architekturstudium, dem Kennenlernen von PD(PureData) und Freunden aus der elektronischen Musikszene... irgendwann haben sich dann unsere Wege gekreuzt und unser Interesse für das programmierte Bild hat schliesslich zu Gründung von Flimmerflitzer geführt.
Flimmerflitzer ist sehr spontan – wir arbeiten teilweise an eigenen Projekten oder mit anderen interessanten Menschen zusammen – bei unseren gemeinsamen Auftritten versuchen wir grossteils unsere persönlichen Ausdrucksweisen und Arbeitstechniken auf der Leinwand zu vereinen und zu etwas Neuem verschmelzen zu lassen – oft sind wir selbst über das, was dabei herauskommt, überrascht, aber genau dass ist es was daran so Spaß macht...
Pixel, die sich bewegen...oder eigentlich sehr viele Pixel, die sehr schnell sehr viele verschiedene Farben zeigen.
Durch PureData steckt man ständig in Entwicklung – anfangs wars "der Laptop, PD und der Versuch" – mittlerweile benutzen wir unterschiedliche Arten visuellen Output zu generieren – der rote Faden ist bei uns jedoch eher grün und zerfranst und manchmal blitzt der Strom raus....
Eine Geschichte mit Visuals erzählen zu wollen ist im Rahmen der Club- und Partyvisuals nicht unsere Absicht – vielmehr die Symbiose von Musik und Video – die Interpretation liegt dann beim Betrachter...
Österreich ist ein wahres Paradies für VJ's – in anderen Ländern gibt es diese Dichte an Projektoren in Bars und Clubs nicht – auch die Vielfalt an Künstlern und Ausdrucksweisen des bewegten Bildes ist sehr hoch ... und trotzdem steckt das ganze noch in den Kinderschuhen.... mal schauen was die Zukunft bringt...
Gibt es in eurer Arbeit ein Schema, das ihr anwendet? Bestimmte Bilder zu einer bestimmten Musik, etc.?
Welches Setup ist euch wichtig? Habt ihr ein bestimmtes Raumkonzept? Wir haben kein Standard-Setup, das wir immer einsetzen, wir probieren immer wieder aus und verwerfen auch vieles. Vor allem bei Veranstaltungen mit einem geringen Budget, wo wir auch für Beamer und Leinwände verantwortlich sind, haben wir viel Spielraum.Wie kommt ihr zu eurem Material? Filmt ihr selbst? Mit welchen Programmen arbeitet ihr? Wir arbeiten mit PD (Puredata, eine Echtzeitprogramieroberflche fr Audio, Video und graphische Prozesse), wir programmieren. Material wie Videos, Fotos, Zeichnungen, 3D-Objekte,... machen wir selbst.
Klar, gibts eine Grenze zwischen Party-Visuals und Visualisierungen als E-Kunst. Bei Party-Visuals gilt es meistens nur zum richtigen Zeitpunkt auf den sound zu reagieren und die Art und Thematik hinter den Visuals sind freigestellt. Bei Visualisierungen gehts nicht nur um das, sondern es gilt, die Musik zu analysieren und entsprechend den Veränderungen und Abschnitten die Musik nicht nur zu unterlagern, sondern vielleicht zu erklären.
Wir sind zu dritt; bei Auftritten tun wir teils abwechselnd alleine Visuals machen, teils den Input von allen zusammenmischen.
Spannend. Wenn man sich auf die Visuals konzentriert, dann beeinflussen sie sicher die Wahrnehmung, vor allem weil man dadurch ja nicht nur auditiv beeinflusst wird und der Körper Schwingungen ausgesetzt ist, sondern optische Elemente einen großen Teil zur Gesamtwahrnehmung beitragen.
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