Ein gelungenes Beispiel zum Dirskurs Kunst und Politik, wobei, wiewohl das Ausgangsmaterial nur Kopie war, aktuelle "Politische Kunst" entstanden ist, als neues Original.

Die "Czernowitzer Austria" des Wiener Bildhauers Karl Pekary stand als Zeichen österreichisch- ungarischer Machtpräsenz ab 1875 am Hauptplatz in Czernowitz. 1918 verschwand die Statue, im Mai 2003 tauchte die Statue bei Bauarbeiten wieder auf. Von den Kuratoren Anna Maria Potocka, Lucas Gehrmann, Jiri Sevcik, wurden die KünstlerInnen: Ilona Nemeth (SK), Gruppe XYZ (SK), Róza El-Hazan (HU), Janos Sugar (HU), Katarina Kowalska (PL), Janak Simon (PL), Anna Sidorenko (UA), Bronislav Tutelmann (UA), Bernadette Huber (AT), Abbé Libansky (AT), Hilde Fuchs (AT) mit einem Gipsabguss der Statue versorgt, nützten diesen direkt für Neudefinitionen von Kunst und Macht, oder reflektierten Geschichte und Kunstgeschichte in anderer Weise.

Das intelligenteste, witzigste Projekt stammt von Bernadette Huber, denn es hebt sich vom aktuellen Anlaß hinaus, auf vielerlei Bezüge zu großen Köpfen, unterwürfigen Untertanen, Drehmomenten in der Geschichte und zeigt bei den überwachten Ausstellungsbesuchern den Willen zum Kniefall oder auch nicht. Die Installation in Gang bringen konnte man nur, indem man sich auf einen Polster kniete, dieser Aufforderung leisten aber nicht alle Besucher Folge und gehen folgerichtig der Informationen verlustig, der Kunstmehrwert geht an ihnen vorbei. Dankenswerter Weise haben dies zwei junge Frauen für mich in der Ausstellung zufällig vorexerziert und sich dabei gegenseitig fotografiert. Die Rolle der lachenden Dritten ist die beste, kann ich somit aus Erfahrung sagen.

Auch der Ansatz von Bronislav Tutelmann ist gut durchdacht. Er bezog sich als Einwohner der Stadt des Tatortes auf eine Tradition namens "Malaka", einer Mischung aus Ritual und Karneval. Auf dem Platz an dem die Statue stand, findet jährlich in der Weihnachtszeit eine Art Selbstreflektion in Kostümen statt, die reinigende Wirkung hat. Man drückt ironisch aus, worüber man offen nicht so leicht sprechen kann. Die Statue, die kopflos wiedergefunden wurde, hat einen muslimischen, verschleierten Kopf bekommen, gleichzeitig erinnert das Kostüm auch ein wenig an die katholische Kirche. Als Künstler besteht er auf die Freiheit des Selbstausdrucks und sieht eine Art reinigende Kraft auch in der Kunst, die in ihren Transformierungen von Geschichte manche Verklemmungen entblößt.

Der ganze Prozess bis zur Ausstellung, die auch historische Dokumente zum Thema aus dem Volkskundemuseum enthält, wurde vom Institut für kulturresistente Güter gertragen. www.kulturresistent.net