FREE PEOPLE? free music - free culture - free knowledge - free software (im Depot, Wien)

Das Podiumsgespräch bei dem der vorgesehene Rechtsanwalt und Urheberrechtsexperte wirklich fehlte, kam dennoch bald zu dem Schluß, dass sich die gleichen Modelle keineswegs über alle Bereiche stülpen lassen. Für Ernüchterung bei der Sozialromantik sorgte Cornelia Sollfrank, Künstlerin, die gleich einmal den Titel der Veranstaltung FREE PEOPLE als beliebig, anbiedernd und wenig hilfreich für die Lösung der anstehenden Probleme enttarnte. Free People, das klingt so gut, aber zwischen alles gratis haben zu wollen und dafür auch gratis arbeiten zu müssen, besteht ein essentieller Unterschied. Ferner kann das Modell freie Software und das weiterarbeiten durch andere Autoren am gleichen Produkt nicht auch auf die Kunst angewandt werden, da wohl ein einfügen, umschreiben, umkomponieren, hin-und herschieben von Teilstücken bei Kunstwerken eigentlich nur deren Zerstörung bewirkt; wenn da von allen frei daran herumgewerkt werden könnte, würde das keine Qualitätsverbesserung bewirken. In der bildenden Kunst stellt sich auch die Urheberrechtsfrage anders, da es ja meist um Werke, Installationen, Konzepte geht, die weder vervielfältigt werden, noch downgeloadet werden können. Wenn sich Werke auf vorangegangene Werke einer anderen Zeit beziehen, tun sie das kritisch, ironisch, allenfalls aber in einer anderen Handschrift und mit einer differenten Aussage. Bekannte Vorgehensweisen sind die Collage und   Remix, wobei die Collage der Remix  wieder einen Autor, eine Autorin oder allenfalls Autoren hat, manchmal arbeiten Künstler auch als Paar oder Label, sogar Graffitti haben Autorennamen, auch wenn mehrere die gleiche Wand benutzen oder sich gegenseitig kommentieren. Auch Adi Blum, Autor und Vertreter einer großen Autorengemeinschaft, steht für den Schutz von Autoren, das Urheberrecht, die Notwendigkeit einer Bezahlung von Content. Creative Commons-Lizenzen hält er für eine Möglichkeit, Open Source ist aber für Autoren (Bücher, Theater, Zeitschriften, ecetera) kein Modell. Creative Commons Lizenzen sind Verwertungsrechte, das Urheberrecht ist das ureigenste, einzige was ein Autor allemal hat, darauf zu verzichten, zugunsten einer Namenslosigkeit und bedingungslosen Gabe an die Nutzer und Benutzer, Wiederverwerter, die womöglich dafür Geld bekommen, der Gedanke ist wirklich jenseits. Urheberrecht und Verwertungsrechte werden aber immer wieder im Sprachgebrauch ident oder falsch verwendet. Die Moderatorin Ina Zwerger (ORF) hatte sich als Gehaltsempfängerin in einer anderen Klasse gesehen, die ihre Verwertungrechte an die Organisation abgetreten hat, es aber dennoch leichter hat als freie Autoren, die um Entgelt für ihre Arbeit kämpfen müssen. Urheberrecht gebührt ihr aber trotzdem. Felix Stalder, Medienwissenschaftler, nahm eine unklare Position ein, die einerseits die freie Verfügbarkeit einforderte, weil dies ja auch von der "Kunstfreiheit" in Zürich so angedacht wird, andererseits blieb das Modell wer bezahlt wem wofür auch in der Luft hängen. "Kultur ist kollektiv produziert", "der Autor, das romantische Modell des Künstlers ist tot", "Dinge die bisher keinen Wert hatten werden vermarktet", das sind Sätze die auf Widerspruch stoßen müssen, da Kultur zwar kollektiv entsteht, aber nicht das jeweilige Werk, Autorenschaft absolut nicht tot ist und Kunstwerte boomen, aber leider die Autoren am wenigsten davon haben, sondern Vermarktungsindustrien mit ihren Ideen ernähren.Eher zynisch wurde darauf verwiesen, wenn man sowieso nichts, oder fast nichts bekommt als Autor, dann kann man ja gleich die Arbeit frei stellen. Da wird wohl noch mehr diskutiert werden müssen, über Zitate, Überarbeitungen, Remixe, Collagen, Anregungen, Kopien, Plagiate, und vor allem den Wert von Arbeit und die Gier von Zeitgenossen, über Gemeinschaftsproduktionen und deren adäquaten Lohn, über Umwegrentatbilitäten, freien Zugang zu Content und hochqualifizierte Gratisarbeit, auch im Kulturrat. www.kulturrat.at