Der Verbund sammelt erst seit 2004, das erklärt den hohen Anteil an fotografischen Kunstwerken. Die Sammlungstätigkeit durch Fachleute erklärt die Qualität (zumindest der Strategie) denn gleich ins Museum zu drängen, erhöht ja den Wert der Sammlung und macht Sammlungsdokumentationen zu Ausstellungskatalogen, nützt die Reputation des Museums. Jetzt die Frühwerke von inzwischen längst etablierten Künstlern und Künstlerinnen kaufen, ist teuer und nützt den aktuellen Zeitgenossen auf ihrem Lebensweg nicht. Seltsam muten immer wieder die als "engagiert" ausgewiesenen Aktivitäten an, die Sammler haben ja den Gegenwert. Noch seltsamer muten die Wiedergutmachungsansätze an zu Feministischer Kunst: Valie Export kennt die ganze Welt, Birgit Jürgenssen hat nicht einmal hier in Wien eine große Personale im Museum bekommen, obwohl sie an vielen wichtigen Ausstellungen ebenso teilgenommen hat wie Valie Export. Sie hat sich nicht so schrill positioniert und ist zu früh gestorben. Birgit Jürgenssen ist ein Beispiel für viele andere Frauen und auch Männer ihrer Generation, vor allem im Kontext der Fotokunst in Österreich, die lokal lange auf Vereinsbasis dahinvegetierte und den Sprung in die große weite Welt nicht schaffte. Eine Sammlung wird ja vorwiegend nach besondern Stücken, einem persönlichen Stil, der Schlüssigkeit der Themen beurteilt, und da fällt eben auf, dass es vielleicht noch zügiger in Richtung "Kunst mit Fotografie" gehen sollte, weil da nun ein Grundstock vorhanden ist. Ganz abgesehen davon, entsteht auch die Frage, sind es nun wirkliche Spitzenwerke von z.B. Jeff Wall oder Cindy Sherman, bekommen wir hier mehr zu sehen, als das was heuzutage eben gekauft wird, und sei es als Fotodokumentation, wie bei Gordon Matta-Clark?

Den Sprung ins kalte Wasser müssen derzeit die Museen unternehmen, weil die Firmen nicht für die Museen Werke kaufen, sondern für ihre eigene Sammlung, und sich dann ein eigenes Museum bauen.

Francesca Woodman, House #$ Providence, Rhode Island 1975-1978 / 2005, Gelatinesilberabzug, 20,3 x 25,cm © Estate Francesca Woodman

Loan Nguyen, Tennis + moi, 2000, 126,2 x 158 cm, © Loan Nguyen