UN_SPACE Zeitgenössische Kunst im Flackturm (MAK) und in Lindabrunn Judith Fegerl Künstlerin und Kuratorin für die Ausstellung des Wiener Festival Paraflows 2007, packt auch selbst an, klebt noch schnell vor der Presseführung Tafeln an und führt dann durch die Ausstellung im Flackturm. So klar wie sie spricht, ist auch das Paket UN_SPACE, was drauf steht ist auch drin: Eine Hinterfragung von Raumwahrnehmung, auf vielen Ebenen. Gleich am Eingang konnte man sich mit bewußtseinserweiternden Pillen dopen, um mit den Happy Synaps von Barbara Husar eingestimmt den weiteren Weg durch das trieste Gebäude nehmen zu können. Da stellte sich aber möglicherweise eine Roboterskulptur in den Weg, die den Raum abtastet und sich behutsam weiterbewegt, bis sie anstößt. Das merkt sie sich, und nimmt einen anderen Weg (man kann ihr ein Bein stellen) dann weicht sie aus. Die wenigen Netzarbeiten, wie Eva Maria Trischak´s http://4816.nsew.at sind z.B. mit Computerausdrucken dokumentiert (es gibt kein Internet im Flackturm) und können vor Ort kaum nachvollzogen werden, obwohl bei dieser Arbeit Raumwahrnehmung (Wien) auf recht originelle Weise durch ein Rastersystem von Minutenschnittpunkten realisiert wird, welche mit GPS gesucht werden und dann fotografisch dokumentiert, ein Zufallsnetz visueller Botschaften ergeben. Auch "No Men´s Land" der Künstlerin Cym ist eine Raumvermessung die sich im Web realisiert und dort abgefragt werden muss. UN_SPACE wurde durch mehrere Calls und gezielte Zuladungen realisiert und ergab eine achtenswerte Ausstellung. Ein selbstgebastelter Globus aus Moos und Steinen, wird mit einer Kamera abgetastet und die Wahrnehmungen werden auf eine Screen projeziert, ein Modell der Welterforschung? Begriffe wie Medienkunst greifen eigentlich nicht, weil Kunst heute alle Technologien und Medien nützt und es gerade hier deutlich wird, daß nicht die Medien befragt werden, sondern in jeder Art von Technologie, reale und phantasierte, erlebte, erlittene, erdachte Räume. Die faszinierendste Arbeit hat Susanne Wiegner geliefert, es ist eine Gedankenreise in den virtuellen Raum, ein tiefer Sturz ins Vergessen, eine Reise mit einem Raumschiff, von dem sich eine Kapsel löst, ein Grenzfenster als Übergang in die Gedankenwelt. Und, was besonders wiegt, es ist eine Animation, die ziemlich zurückgenommen, neue marginale Ästhetiken für dieses nur zu oft grausam kitschig in Szene gesetzte Medium sucht und findet.Und, von Gedanken gesteuert - das ist nicht einmal Utopie, da es einen Professor in Stuttgart gibt, der durch Gedanken gesteuerte Computer für Schwerverletzte die diesen nicht anders steuern könnten, schon erfolgreich als Projekt längere Zeit praktiziert.
Im Bildhauersymposium Lindabrunn, hat Un_Space sich ein wenig eingenistet, sich mit einigen Arbeiten zwischen die Steinbildhauer gemengt, die in 30 Jahren ein Freiluftmuseum erarbeitet haben, welches vor 10 Jahren den Betrieb in dieser Form eingestellt hat, und heute als Versuchslabor für geladene Künstler vor allem mit Lichtkunst punkten kann. Susan Härtig hat einen Iglu gegen Elektrosmog gebaut, ein Zelt, hermetisch verschlossen und aus einem Spezialstoff hergestellt, man darf da drinnen sein Handy vergessen - kommunikationsfreier Raum. Diese Idee wirkte motivierend, ein Mitarbeiter meinte spontan - ich hätte gern so eine Mütze.
Sowohl im Flackturm, als auch in Lindabrunn hat Markus Sulzenbacher seine Raumvermessungen als lebendes Bild durchgezogen (kletternd) die Philosophien dazu wirken allerdings nicht stichhaltig.
Francesco Mariotti´s Projekte erschließen sich erst nach Einbruch der Dunkelheit - die Led´s in den Flaschen immitieren eine ganz besondere Art von Glühwürmchen, die es in China geben soll, die wenn man sich z.B. einem Baum der von solchen Glühern besetzt ist nähert, alle gleichzeitig zu leuchten beginnen - der Zaun ist demnach eine Spielart von Bewegungsmelder. Neben Mariotti werken auch die Künstler Leo Schatzl und Franz Xaver in Lindabrunn an Langzeitprojekten. Im Zuge von "Paraflows" wurden diese Experimentierfelder in Lindabrunn "begangen" und für eine Nacht wurde das Gelände auch mit ganz normalen Zelten zum übernachten "besetzt" - eine Kooperation mit den Laboratorien Experimenteller Kunst und Architektur in Lindabrunn (Netzwerk?).
Ob das arbeiten mit Stein wirklich ausgedient hat, scheint nicht so klar, einige Arbeiten in einer interessanten Art von Umkehrschluß (Weg + Gelände, oder die Bahn, die Linie, die Negativform durch Steinbrocken im Areal, wären durchaus zeitgenössische Ansätze - nur Mathias Hietz der Gründer und langjährige Leiter der internationalen Bildhauersymposien ist tot, die guten Kontakte z.B. zum gewerblichen Steinmetz, der dem Sympoium mit Geräten und Transportern ausgeholfen hat, die gibt es nicht mehr, weil auch dieser Betrieb geschlossen hat, aber dafür liefert die Solaranlage Strom und alles scheint offen im Steinbruch für Manifestationen mit anderen Materialien.
|