Die Beschäftigung mit mathematischen Phänomenen ist in Laufe der Geschichte in der Kunst immer wieder aufgetaucht und verebbt. In manchen Ländern war dies wichtiger als in anderen, seltsamerweise hält sich das Interesse von Künstlern an exakten Tedenzen nicht an eine Grundstimmung im Lande, die vielleicht allgemein emotionalere Züge zeigt. In Italien war es die Renaissance mit der Zentralperspektive, die prägend für das Kunstgeschehen wurde, später der Kubismus und Futurismus. Die konkrete Kunst hingegen manifestierte sich vorwiegend durch Niederländer und Schweizer (Max Bill). Letztlich hat aber Kasimir Malewitsch mit dem Quadrat als absoluter Form den Stein ins rollen gebracht. Alles was danach kam war Paraphrase, die Radikalität konnte nicht mehr überboten werden. Auch in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es nochmals eine Welle der Auseinandersetzung mit mathematischen Strukturen, bei Carl Andre, Donald Judd und Sol Lewitt. In Österreich war es der Künstlerverein "Exakte Tendenzen" der später von Dieter Bogner und seiner Frau, ebenfalls Kunsthistorikerin, promotet wurde, und heute in der Sammlung Bogner aufscheint, und nun auch in der Ausstellung. Werke, z.B.von Kurt Ingerl (der auch mit Zufallsgneratoren arbeitete, und bereits verstorben ist) und von Dora Maurer, die aus Ungarn stammt, zeigen eine weltweit wenig beachtete Entwicklung, die aber der Eigenständigkeit nicht entbehrt. Ein Übergang zu mathematischen Tendenzen, die den Computer und dessen Vorgänger nutzten wurde in der Ausstellung nur gestreift, doch gerade hier befindet sich massenhaft ungehobenes Material in Österreich, das insoferne unter die Räder geraten ist, als die Autoren zum Teil bereits verstorben sind. Wenn man nicht wie Herbert W. Franke, oder in der Architektur Margarete Lihotzky, mehr als 80 Jahre wird, ist die Chance auf Würdigung der pionierhaften Tätigkeit in Östereich recht gering.