MATRIX. Geschlechter, Verhältnisse, Revisionen, aus der Sammlung MUSA Wien

Der tiefere Grund, warum der Eindruck entsteht sich im Bearbeitungsfeld von Klischees zu befinden, liegt im Ausstellungskonzept selbst. Sabine Moststengl und Gudrun Ratzinger betonen, dass sie das Motiv der Wiederholung in den Vordergrund gerückt haben. Daraus ergibt sich, dass sich Werke von Künstlerinnen der älteren Generation sehr betroffen von den Zuschreibungen und Zumutungen an ihr Rollenbild (Rollenbilder:Christa Biedermann) äußern und Künstlerinnen der jüngeren Generation eher belustigt, also den Ball zurückspielen. Ferner fällt auf, dass für Frauen die Beziehung zum Mann und die Reflektion durch den Mann das große Thema sind, für Männer hingegen ist die Frau kein Thema, auch die Beziehung zur Frau nicht, sie tragen ihre Animositäten mit ihren Rolllenbildern untereinander aus, haben Probleme mit dem Militär oder anderem Druck durch die Gesellschaft.

Dennoch spiegeln sich Generalthemen der Gesellschaft in den 40 Jahren ihrer Bearbeitung durch Künstler und Künstlerinnen. Konsumhaltungen werden eher von der 68er Generation kritsiert (Ingeborg G. Pluhar) von jüngeren Künstlerinnen instrumentalisiert, wie bei Eva Grubringers Netzbikini, welches eine Anleitung zum selber machen via Internet anbietet, echt ist es aber nur, wenn es von der Künstlerin ein Siegel bekommt. Durchsichtig ist es auch, was aber für die Frau von heute kein Problem mehr ist. Bei Männern ist es umgekehrt, so karikiert Christoph Schmidberger die Werbung von heute, in der Männer allles können, gnadenlos stark, schön und tüchtig sind, also den Zwang zur Überforderung. Auch bei Markus Schinwald wird das straffe Aussehen bei einem alten Militärfoto durch kuriose Stützkonstruktionen dekonstruiert.

Kann man daraus schließen, dass die Frauen, die sich vor 40, 30, 20 Jahren beengt fühlten, siehe Margot Pilz in der weissen Zelle, oder festgenagelt, siehe Renate Bertlmann, nur im Tode gleich, wie bei Friedl Kubelka´s Katakombenbildern, heute die Beziehung von Mann und Frau, das Leben überhaupt, entspannt betrachten, wie Anna Jermolaewa (Ass Peeping), Männer hingegen auf Sinnsuche sind, wie Edgar Honetschläger, der den Wert von Grund und Boden hinterfrägt, oder Matthias Herrmann, der seine homosexuelle Anlage immer wieder als o.K. bestätigt bekommen will?

Ein sehr aktuelles Thema "Gewalt+Opfer" wird in einer Gemeinschaftsarbeit von Alex Gerbaulet und Michaela Pöschl vielschichtig angegangen, das ist "zeitgnössich-politisch"+"ästhetisch-konstruktiv"- löst den Täter-Opfer-Komplex auf, ist allerdings eine gefährliche Forderung, die an den Anfang der Emanzipation zurückführen kann, da haben sich Sexualtäter immer zu ihrer Tat "provoziert" gefühlt.