Die Pionierleistung der Foto-Expertin Anna Auer wird nach 20 Jahren nochmals gezeigt, ergänzt durch aktuelle Fotokunst und geht dann als Dauerleihgabe nach Salzburg ins Museum der Moderne. Somit kann sich Salzburg nun endgültig als österreichisches Zentrum in Sachen Fotografie profilieren, denn auch die Sammlung des Bundes befindet sich dort. 10 Jahre Sammlung Fotografis Länderbank im Jahr 1986 war auch eine Art kalte Übernahme durch den jetzigen Albertina Chef Schröder, Anna Auer war dann abgesägt, die Fotografieaktivitäten in der Folge aber auch. Mit der Bitte an die jetzige Präsidentin der Photographischen Gesellschaft, Anna Auer, diese Ausstellung zu eröffnen, setzte die jetzige Direktorin des Kunstforums Ingried Brugger eine Geste der Wiedergutmachung.

SAMMLUNG FOTOGRAFIS DER BANK AUSTRIA

SAMMLUNGSGESCHICHTE

»Streiter für die Photographie: Länderbank legt den Grundstein zur Sammlung Fotografis« kann man am 1. Juni 1976 in der Tageszeitung Die Presse lesen. Die Fotografie als Sammetobjekt genießt zu dieser Zeit in Österreich noch keinerlei Stellenwert.

Die Gründung der Sammlung FOTOGRAFIS 1976 ist untrennbar mit zwei Namen verbunden: Anna Auer, die ab 1970 die Wiener Galerie »Die Brücke« -Europas erste Fotogalerie -führt, sowie Ivo Stanek, dem damaligen Leiter der Kunstsammlung der ehemaligen Österreichischen Länderbank (heute Bank Austria). Die Bank überlegt Mitte der 1970er Jahre neue Wege im Kultur-Sponsoring und sucht das Gespräch mit der ausgewiesenen Foto-Expertin Anna Auer: Zunächst ist nur ein auf Fotografie fokussiertes Ausstellungsprogramm, das durch Vortragsreihen über Fotografie ergänzt werden sollte, Thema. Das Konzept wird bald erweitert, die Übernahme von internationalen Ausstellungen, die Zusammenarbeit mit Lehrern, Schulen und Kunstpädagogen, regelmäßige Fotoworkshops, Seminare und Sonderprogramme, die Produktion von Katalogen und Kalendern sowie die Herausgabe einer Zeitschrift für Fotografie werden beschlossen. Auch die Gründung einer eigenen internationalen Fotografie-Sammlung wird in Erwägung gezogen. Im Mai 1975 argumentiert Anna Auer in einem Brief an Ivo Stanek: »Ein Grundstock guter Fotografie soll über die Beratung der Galerie angekauft werden. (...) Eine besondere Empfehlung wäre, eine Auswahl der Bilder von Henri Cartier-Bresson zu erwerben. Diese Kollektion sollte sukzessive durch Einbezug alter Meisterfotografen wie Alfred Stieglitz oder Julia Margaret Cameron ergänzt werden. Mit Hilfe dieses Grundstocks sollen in den Bankfilialen Wanderausstellungen stattfinden, um die Künstler/Fotografen in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.« Die inhaltliche Struktur der beschlossenen Foto- Sammlung orientiert sich wenig später an drei logischen Hauptsträngen: Der Frühen Fotografie, dem Piktorialismus und der Neuen Sachlichkeit. Parallel dazu sollen Einzelleistungen, vor allem aus der Dokumentations-, Reportage-, Sozial- und Porträtfotografie, integriert werden. Auch zeitgenössische österreichische Fotokunst soll Einlass in die Sammlung finden.

Anna Auer etabliert für die Sammlung auch ein komplexes archivarisches Modell, das sich an der Sammlungsorganisation des Bildarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin und an anderen internationalen Foto-Sammlungen orientiert. Fotografie als Kunst zu sammeln und zu dokumentieren bedeutet Mitte der 1970er Jahre in Osterreich ein absolutes Novum.

Neben der umsichtigen Strukturierung und Archivierung der Sammlung initiiert die
Sammlung FOTOGRAFIS auch einen öffentlichen Diskurs über Fotografie. Zwischen Juni 1976 und Oktober 1981 werden sechs Symposien -die ersten ihrer Art im deutschsprachigen Raum überhaupt -organisiert. Aufgrund der guten Kontakte der Galerie »Die Brücke« zu Fotohistorikern und Kunstwissenschaftern können hochkarätige Referenten gewonnen werden wie unter anderem Helmut Gernsheim, Duane Michaels, Beaumont Newhall, Vilem Flusser, Bazon Brock, Klaus Honnef, Benjamin B. Buchloh, Rosalind E. Krauss oder Victor Burgin.

Zwischen 1975 und 1986 organisiert die Sammlung FOTOGRAFIS rund 60 Ausstellungen. Zahlreiche Retrospektiven, etwa zu Eugene Atget, Fritz Henle, Paul Strand, Trude Fleischmann oder Man Ray finden in der Österreichischen Länderbank Wien und ihren diversen Filialen in ganz Österreich statt. Auch internationale Ausstellungsprojekte wie Alfred Stieglitz- The New Yorker Photo-Secession zu Gast in der Wiener Secession 1978 oder Austrian Photography Today 1982 im Österreichischen Kulturinstitut in New York werden realisiert. Die Ausstellung Meisterwerke internationaler Fotografie -10 Jahre Sammlung FOTOGRAFIS Länderbank 1986 im Festsaal der Länderbank Wien sollte die letzte große Schau werden. Als Anna Auers Vertrag 1987 ausläuft, finden auch die vielfältigen Aktivitäten der Sammlung FOTOGRAFIS ein Ende; die Sammlung ruht, abgesehen von Leihgaben zu einzelnen nationalen Ausstellungen, seither im Depot.

Im Herbst 2008 hebt das Bank Austria Kunstforum nun diesen fotografischen Schatz und verbindet in »FOTOGRAFIS collection reloaded« eine Sammlungspräsentation mit elf Arbeiten zeitgenössischer Foto-Künstler, die als Leihgaben nach Wien kommen.

Die Ausstellung wird infolge auch in der Narodni Galerie Prag gezeigt werden, ehe sie 2009 als Dauerleihagabe an das Museum der Moderne in Salzburg geht. (Pressetext)