Ein sehr schlüssiges Konzept der Kuratorinnen und Fotokünstlerinnen Brigitte Konyen und Angela Schwank wurde zur Ausstellung umgesetzt. Die Ausstellung entfernt sich insoferne von einer derzeit gängigen Ausstellungspraxis, als sie explizit im unmittelbaren Umfeld sucht und findet, also KünstlerInnen nicht weitum zu diesem Thema sucht, sondern sich mehr oder weniger zufällig Bekannten zuwendet und bei diesen auch nicht um neue Artbeiten bemüht ist. Damit wird an eine Praxis erinnert, die vor allem in "Künstlerhäusern" Sinn macht, denn nun sieht man nicht das, was man sowieso überall auf der Welt sieht, sondern eine lokale Szene. Erinnerung ist eine jeweils persönliche Größe, denn nur zu oft erinnern sich Menschen die am gleichen Ort, zur gleichen Zeit, ein Erlebnis miteinander teilten, ein Projekt miteinander verwirklichten, sehr unterschiedlich daran. Hinzu kommt noch eine sehr absichtsvolle Praxis, sich nicht, oder sich nicht öffentlich erinnern zu wollen, wenn Resultate wie fremde Federn auf den eigenen Hut gesteckt werden, Praxen und Ästhetiken übernommen wurden und gleichzeitig deren Urheber ausgegrenzt werden. Dank neuer Technologien und persönlicher Vernetzungen ist das Epigonale manchmal schneller oder gleichzeitig. Umgekehrt, was bedeutet eigentlich Erinnerung, wenn man Fundstücke fremder Erinnerung verwertet, wenn man losgelöst von speziellen Erfahrungen, mit Erinnerungen spielt, sie als Rohstoff verwendet?

KARIN MACK experimentierte schon vor vielen Jahren, und diese Arbeit mit Schwarzweiß-Netgativprints hatte ich damals mit zu einer Ausstellung im Stadthaus in Erlangen genommen, zu ihren Erinnerungen kommen nun meine, die gemeinsame Busfahrt, der Aufbau der Ausstellung.................übrigens, eine Aktivität des Künstlerhauses, nur damit nicht immer wieder und wieder, Nachkommende so tun zu glauben müssen, dass da nichts war, und jetzt! ja Jetzt! ist die Fotografie dank eines Fotomonats endlich im Gespräch. Da gab es doch auch 20 Jahre im Künstlerhaus den Fotografen Hans Mayr als Präsidenten, der mit Photogrammen und Computerexperimenten im Nachlaß, zu dem seine Tocher keinen Zugang gab, ein so vollkommen der Erinnerung entzogener Aktivist ist, dass man nur staunen kann. Auch Erinnerung ist ein Machtspielchen......wen interessiert schon die Geschichte der Fotografie?!?

Wiederholen sich die Ansätze rein zufällig am gleichen Ort? Eine Arbeitsmethode als fototgrafischer Akt der Fotografie, war auch bei "Schnelle Bilder" ebenfalls im Künstlerhaus, von Gue Schmidt zu sehen. Ist nun CLAUDIA MARIA LUENIG "seelenverwandt" wie der Titel ihrer Arbeit? Ist Bild-Erinnerung wenn es lange genug her ist überhaupt ein "Eigenes", eine eigene Arbeit, wie die Arbeit von JOACHIM LOTHAR GARTNER im weitesten Sinne vielleicht meinen könnte, als Copygrafie, könnte das doppeldeutig auch so verstanden werden.

Mit: Alles ist irgendwo dokumentiert, aber niemand erinnert sich daran" spricht RUTH HORAK das Problem mit der überforderten Aufmerksamkeit an. Während einerseits der Pfad zu lohnenden oder intensiven Erinnerungen gesucht wird, die Frage, was hat nun für mich Qualität oder Bedeutung gestellt wird, spielen andere mit Bilderwolken, Datenwolken und benutzen auch noch die Betrachter dafür. ALMBLITZ geht nun von der Annahme aus, dass zufällige Porträts, welcher Qualität auch immer, von wem auch immer, durch den Trasfer durch den Weltraum, ja was nur, Bedeutung gewinnen? oder schütten wir halt einfach den Globus zu mit Datenmüll, und die geneigten Besucher bestellen ihn noch per E-Mail, oder lassen sich irgendwelche Daten auf einem Stick von der Ars Electronika und dem ORF schenken, wie unlängst in Linz. Zerstört da nicht eine Art Blitz unser Erinnerungsvermögen, macht soviel vom Zufall gebeutelt sein Spaß? Ist es echt noch lustig, immer und überall abgelichtet zu werden um als Partyservice ein paar Zombiebilder von sich auf irgendeiner Webplattform zu sehen?