Die Kuratorin von DIE MACHT DES ORNAMENTS, Sabine B. Vogel zielt mit dem Thema Ornament auf viel tiefgreifendere Muster, in welche Menschen eingebunden sind, auf Ordnungen und Anordnungen, die in aller Regel von Frauen ganz anders wahrgenommen werden als von Männern, zumindest in dieser Ausstellung. Im freien Westen z.B. gibt es Männer, die "militärische Anordnungen" ebenso ablehnen, wie Frauen manch andere Muster, durch die sie sich eingeengt fühlen. Das Ornament rahmt ja meist Bilder, Räume, ziert Gegenstände, füllt Flächen, doch greift es z.B. schon bei Gustav Klimt so weit ins Bild, dass sich der Körper im gemusterten Gewand auflöst und Köpfe und Hände sich wie Inseln in einem Meer an Ornamentik ausnehmen. Bei der Künstlerin Parastou Forouhar (Teheran/Frankfurt) ist das Ornament hingegen nur von der ästhetischen Anordnung her schön, der Inhalt ist herb (in Erinnerung an Mißhandlungen von Familienmitgliedern) und bezieht sich auf ein Muster der Gewalt, unter dem vor allem Frauen zu leiden haben. Von einer Freiheit der Kunst kann nicht ausgegangen werden.

Doch auch die Östereicherin Adriana Cernin stellt Ornament als etwas dar, aus dem es auszubrechen gilt, sie kehrt die Bildsprache von Gustav Klimt ins Gegenteil. Die Gesicht- und Handpartien wirken nicht träumerisch eingebettet in zauberhafte ornamentale Welten, sonder angespannt, konzentriert, wie in den Startlöchern, um jetzt und jetzt den Sprint raus aus den monotonen Rastern zu schaffen!

Heute scheint es viel weniger Künstler zu geben, die sich mit Ornamenten beschäftigen, als Künstlerinnen. Einer, der das Ornament positiv erlebt, in einer Art internationalen Überlagerung, ist Philip Taaffe, seine Bilder sind schön wie Makroaufnahmen von Pflanzen, oder Kirchenfenster bei Sonnenuntergang, Raqib Shaw hingegen verarbeitet sadomasochistische erotische Phantasien in pompösen goldglänzenden tradierten Bildsprachen, wobei Grausamkeiten nicht wie Anklagen formuliert sind.

Umgekehrt werden aber auch Gegenstände die traditioneller Weise mit Musterungen versehen sind, die nicht als politische Botschaft gedacht sind, mit "Bedeutung" aufgeladen, wie etwa der Teppich mit dem Weltkugelmuster.