Bei strahlendem Wetter wurden die Goldenen Löwen vergeben. Links der Direktor der 53. Biennale, Daniel Birnbaum, rechts der Direktor der Biennalen in Venedig, Paolo Baratta, in der Mitte YOKO ONO, die einen der Preise für ein Lebenswerk entgegennahm, unter lautem skandieren im Hintergrund - solche Fans hat nur ein Popstar.

Der zweite Goldene Löwe für ein Lebenswerk ging an JOHN BALDESSARI, der zwar nicht mit dem Spruch konterte, mit dem er (unten) in Venedig ausgewiesen ist, kurz und treffsicher war sein Statement jedenfalls.

Den Preis für den besten Pavilion bekam die USA, welche mit Bruce Naumann, präsentiert durch die besten Werke, ausgeliehen von Museen, ebenfalls ein Lebenswerk würdigte. An der Fassade waren Lichtschriften die zwischen Worten gegensätzlicher Bedeutung changierten montiert, die Warteschlange zu den Eröffnungstagen riss nicht ab.

FARE MONDI ist vor allem in Arsenale und den angrenzenden neuen Bereichen überzeugend.

Michelangelo Pistoletto mit seinen Spiegelkabinetten.

Jan Hafstrom mit seiner Installation aus Bildzitaten zu Geschichtsereignissen und Lebensformen.

Miranda July offerierte Kulissen für Fotoshootings, die auch benutzt wurden.

Mit sehr einfachen Mitteln, als Scherenschnitt, konstruiert Carlos Garaicoa Stadtpläne, wobei nicht mehr in die Höhe gebaut wird als der Boden hergibt, vom Boden genommen wurde. Es zeigte sich, dass mit dieser Technik mehrere Quartiere unterschiedlich und phantasievoll bebaut werden konnten. Der Raster, die Grundstücke (Straßennetze) blieben gleich. Auch ergab sich die Form aus dem Machbaren bei dieser Ideologie/Strategie.

Da die hier mit Bild gezeigten Künstler zwischen 1933 und 1974 geboren sind, und aus sehr unterschiedlichen Ländern stammen, wird wohl klar, dass Kunst eine universelle Sprache ist, und das biologische Alter nichts über die Aktualität der Werke aussagt.

Anders stellt sich die finanzielle Frage dar. Die neue ADACH Plattform präsentierte Abu Dhabi als Global Player. Sie setzen auf die großen Architekten der Welt bei ihren Bauten und nominierten Cathrine David als Kuratorin. Unter den schicken Schleiern für die Öffentlichkeit, sah man bei den meist stark geschminkten Frauen enge Jeans und sehr hochhakige Schuhe.United Arab Emirates etablieren einen Pavilion mit dem Titel: "It´s Not You, It´s Me", und zeigen sich stolz darüber, keine Krise zu haben - nur die Kunst ist noch wenig prägnant. 

 Marocco, als Lieferant von vielen Studierten, die dennoch nicht wissen wohin, um Arbeit zu finden, präsentierte sich eigentlich ohne internationale Öffentlichkeit in einer Kirche, mit einer Künstlerin: Fathia Tahiri (unverschleiert, wie auch alle anderen anwesenden Frauen) und dem Künstler Mahi Binebine, der in seiner Kunst unvergängliche Lebensweisheiten vermittelt.(Bildausschnitt)

Die neue Bar in den Giardini gefällt und hat einen Preis bekommen.

Erstmals gibt es einen Padiglione Internet: www.padiglioneInternet.com

Das Werk ist eine Soundarbeit von Miltos Manetas http://desertointernet.com Der Künstler erklärt seine Websites zu "unique edition", und davon gibt es bereits einige, wie etwa:  www.jacksonpollock.org

Via Internet funktioniert auch Dropstuff, die Screen war allerdings als Event für die Eröffnungstage aufgebaut worden, vom 2. - 7. Juni 2009. Im Netz allerdings nach wie vor abrufbar unter: www.dropstuff.nl

Starke Ansagen geprägt von den Weiten der Landschaft bei Shaun Gladwell im Australischen Pavilion.

Man muss lange suchen, um konkrete Vorschläge zu finden, die sich mit zu praktizierenden Visionen beschäftigen. Kritik, Spiegelbilder der Entwicklungen gibt es viele - aber, Baustellen für eine Zukunft die bereit ist aus den Fehlern zu lernen, gibt es wenige, insoferne ist die kleine Ausstellung auf Spazio Thetis, "Is it possible? Nature & Economy together" wert sie zu finden, um darüber nachzudenken, ob es nicht viel mehr konstuktive Ansätze geben müsste.

Wer wird den Sieg über die Zukunft, oder den Sieg in Zukunft davontragen? Diese zweideutige Haltung ist äußerst spannend. Sie bezieht sich nicht nur auf das Titelbild und die Arbeit des russischen Künstlers Andrei Molodkin "Le Rouge et le Noir" von 2009, einer hohlen Nike von Samothrake, die sich abwechselnd mit Öl und mit Blut füllt, sondern auch auf andere Arbeiten im russischen Pavilion, etwa jener von Alexei Kallima, gemalte Szenen der Geschichte, die beleuchtet wie eine Tapete einen ganzen Raum füllen, und dann plötzlich ausgeschaltet werden - nichts ist da, weisse Wand. Auch die mysteriösen Kabinette des Gosha Ostretsov, ärmlichstes Leben mit eingebauten Wundern und Geschichten, die "Wunderkammer" der armen Leute, ist in ihrer Vielschichtigkeit voll gepackt mit Aussagen, die ebenso vielschichtig ausgelegt werden können. Da schöpft Kunst aus dem Leben, und ist nicht Anhängsel einer Theorie.

Ähnlich ist die Situation im Palazzo Bollani, wo die beiden Künstler Dubossarsky&Vinogradov in riesigen Gemälden ein sehr amüsantes Verstecken+Aufdecken-Spiel spielen. Ist nun das Museum in Gefahr, oder ist das Museum gefährlich? Dieses Museum ist "up to date", denn die Modelle von gestern entpuppen sich als Modelle von heute, und weltbekannte Künstler kann man in weltbekannten Rollen von Politikern wiederfinden, ebenso wie weltbekannte Politiker als Modelle für weltbekannte Bilder posieren, die weltbekannte Heroen von gestern darstellten - ein faszinierender Kreislauf, den nur Kunst so schillernd darstellen kann.

Dass der Katalog dann noch wie eine Zeitung aufgezogen ist, das ist der intelligente, witzige Überflieger. Was sind schon die groß aufgemachten Meldungen von heute - morgen?