Edward Burtynsky weis was Arbeit ist, seit seinen Jugendjahren, und er sucht die wichtigen Stränge der Veränderung in diesem Bereich auf, im Guten und im Bösen, unzimperlich und adäquat. Jeder große Wurf hat auch Opfer; so sieht er nun China in der Entwicklung zur Weltmacht. Mit der Landreform und großen Stadtplanungen, dem Willen sich in der westlichen Welt und deren Marktstrategien zu etablieren, fanden Umwälzungen im großen Stil statt. Als Fotograf ist er immer dort vor Ort, wo "Großes" passiert. Sein Markenzeichen sind großformatige Farbfotografien, die gebündelt Phänomene darstellen. Es gibt kaum Zwischentöne, die Aussage ist brachial.

                                               

Devastierte Landstriche, Abriss, Neuplanung, Unzählige verlieren ihre Heimat, ihre Häuser, und werden auch nicht immer entsprechend umgesiedelt, der Aufstieg hat auch Opfer. Das Umweltbewußtsein läßt nach wie vor zu wünschen übrig, aber darüber fährt der Zug der neuen Zeit, die ein besseres Leben in der Stadt beschert, was großteils auch stimmt, auch wenn es nicht mit dem zu vergleichen ist, was z.B. Europäer von Stadtleben erwarten.

Burtynsky schafft es mit seinen Fotos diese Großartigkeit, die uns speziell in Europa schwer verunsichert, darzustellen. Wir würden das Vermassung nennen, und kaum damit zufrieden sein, als so kleines Rädchen im Ganzen funktionieren zu müssen - das sieht bei uns nach Ostblock aus, den wir ja seit geraumer Zeit überwunden haben. Noch mehr als das Arbeitsteilige verunsichert allerdings, dass damit weit eher als im ehemaligen Ostblock, offenbar auch entsprechende Gewinne gemacht werden können. Die Chinesen bestrafen das System nicht mit weniger Arbeitseinsatz für die Gleichschaltung. Was nun den Fotografen anbelangt, ist er dazu fähig, von ausweglosen Katastrophenszenarios bis zu strammen Arbeitseinheiten, Bilder mit der je adäquaten Ästhetik anzubieten. Dazu bewahrt er auch noch sowas wie künstlerische Handschrift. Mensch weis was Burtynsky ist.

Von der Poesie der Abbruchszenarien zur Poesie der Wolkenkratzer, Lebensmodelle sind vergänglich. Nicht allzugerne möchte man daran erinnert werden, dss es ja auch bei uns in Zeiten der Expansion und des Selbstbewußtseins dazu kam, vorangegangene Gebäude z.B. zu barockisieren. Sehr viel Bewahrungswillen ist nicht zwingend ein Ausdruck von kraftvoller Entwicklung. So gibt das Buch vielfach zu denken.

Erschienen bei STEIDL: ISBN 3-8651-130-5