Eric Klemm fotografierte Nordamerikanische Indianer, und dies nicht so, wie es viele vor ihm taten, nämlich idealisierend, sondern quer durch alle Leidenswege, Stärken und Schwächen, Besonderheiten. Besiegte Völker haben oft diese Traurigkeit im Blick, die Erinnerung an Zeiten größerer Freiheit und Bedeutung trübt das Selbstverständnis; Rituale, Bekleidungen und Schmuck, werden von manchen traditionell aufrecht erhalten, was aber letztlich die Position nicht stärkt, denn zeitgemäß würde sich dies sowieso verändert haben. So klaffen auch die Lebensstile der Generationen auseinander, weil es für Junge durchaus erfolgversprechender erscheint, im gegebenen Feld der Tatsachen Nischen zu finden, welche dem Temperament und der Herkunft zwar noch marginal Rechnung tragen, die aber doch ein ankommen in der Jetztzeit vor Ort ermöglichen.

Spiritualitäten sind immer ein besonderes Problem, denn das was grob gesprochen als "Religion" sich manifestiert, ist oft ebenso mit Interessen und Macht besetzt, und bietet nicht mehr diese Geborgenheit wie in stabilen Zeiten. Das was von Seiten der Verwalter von Religionen als Bekehrung gefeiert wird, ist mitunter eine zwiespältige Sache. Der Fotograf verstand es, solche Schwebezustände einzufangen, Situationen die man möglicherweise mit Worten zu sehr festlegt. Die Fotografie als Bildkunst gerät in die Nähe von Gedichten, jenen fragilen Netzen, die Wirklichkeit in all ihrer Poesie einzufangen imstande sind.

Das klassische Outfit wird selten von den Stammesfürsten getragen, öfter von Tänzern, welche eine Show anbieten. Natürlich gefällt das immer noch, ganz besonders all jenen Leuten, die Karl May gelesen haben. Nur, die Krieger sind müde, die gleichen Kämpfe können nicht mehr ausgetragen werden, nicht zuletzt weil schon damals der Technologievorsprung entscheidend war, und dies heute noch weit mehr der Fall wäre.

Eric Klemm ist auch insofern ein Mitfühlender, als er sich immer wieder an seine eigenen Kriegserlebnisse erinnert fühlt, in Deutschland, die Flucht in den Bunker vor den Bomben, die Nacht danach im zerbombten Haus ohne Dach, als kleines Kind, welches die Sterne am Himmel in der Nacht danach bewunderte und nie mehr vergaß. Und, natürlich erinnert er sich auch daran, dass sich die Kinder in Deutschland gern als Indianer verkleideten, und die heroischen Geschichten der Indianer über alles liebten. Ihre Kultur ist gebrochen, zerbrochen. Mit Silent Warriors bezieht er sich auch auf Curti´s Great Warriors, und auf die Kultur beziehungsweise Unkultur der Sieger (überall)

Wird sich aus den Traditionen der Indianerstämme etwas Zeitgemäßes entwickeln lassen? Der Autor des Buches hofft jedenfalls dass er mit seinen Fotografien ein wenig dazu beitragen kann, und dankt allen die ihm die Möglichkeit gaben so nahe zu treten, ihm einen Blick hinter die Kulissen zu werfen erlaubten.

Erschienen bei STEIDL: ISBN 978-3-86521-701-1