Die Sammlung Verbund setzt einen Schwerpunkt: Feministische Avangarde und nun ein öffentliches Zeichen durch die Herausgabe einer Monographie von Birgit Jürgenssen. Die früh verstorbene Künstlerin war zwar keineswegs so unsichtbar wie man nun glauben machen möchte, es handelt sich eher um ein typisch österreichisches Künstlerbild, im Lande gut bekannt und geschätzt, in ausreichend vielen interessanten Gruppenausstellungen vertreten, kaum gekauft und schon gar nicht regelmäßig gesammelt, mit beschränkter internationaler Reichweite. Dennoch kann man nicht davon sprechen, Birgit Jürgenssen wäre als Lokale Künstlerin nur einem lokalen Publikum bekannt, und das weil Frauen halt nicht so recht vorankamen, was bis zu einem gewissen Grad stimmt. Mit der Künstlerinnen-Gruppe "Die Damen" war das Schnewittchendasein allemal vorbei, denn die wurden auf der Biennale in Venedig gezeigt, und erführen durchaus Förderung. Letztlich kann man weit eher annehmen, dass es die feministischen Themen waren, die politisch gefördert, aber im internationalen Kunstmarkt zu wenig kontinuierliche Handschrift aufwiesen um punkten zu können. Birgit Jürgenssen ist nicht schrill, sie ist delikat, und oft steigert sie Bereiche der "angewandten Kunst" ins Surreale. Damit hat sie sehr wohl eine einzigartige künstlerische Handschrift entwickeln können, doch das ging im Rahmen eher plakativer feministischer Positionen unter, und wird jetzt posthum gehoben.

Wenn man etwa in Erwägung zieht, wie lange Maria Lassnig gebraucht hat, um zur hoch dotierten Künstlerin zu werden, wie ungleich schneller das bei ihren nahen Kollegen ging, ist bei Birgit Jürgenssen nun nüchtern zu konstatieren, dass sie von der peniblen Aufarbeitung ihres Werkes, den schnell emporgeschnellten Preisen leider nichts mehr hat............tote Künstler sind dem Kunstmarkt ja sowieso lieber, da kommt nichts mehr nach, das den Preis verderben könnte. Ja, und das Bild der Frau, sowie ihr Selbstverständnis haben sich gewandelt, was dazu führte, dass sich viel Männer nicht mehr trauen, Frau so zu behandeln, wie das Bild oben rechts zeigt, und viele Männer das auch garnicht wollen.....auch das Selbstverständnis der Männer hat sich verändert.

Die Sammlung Verbund hat ein Konvolut von etwa 40 Arbeiten der Künstlerin erworben, internationale Autorinnen eingeflogen, die sich vor Ort ein Bild vom Bestand machen können, und als Autorinnen im Buch dies reflektieren. So "macht" man halt Künstler. Mit der Strategie würden noch diverse andere Entdeckungen zu Erfolgen führen.

Eine gewisse "Zukunft" ist nun für Birgit Jürgenssen gesichert. Das Werk wird transportiert und gepflegt.

Das Buch ist bei Hatje Cantz erschienen. ISBN: 978-3-7757-2460-9