Jedes Jahr fahre ich zur Frankfurter Buchmesse. Sie ist ebenso unüberschaubar wie animierend. Ich überlasse es dem Zufall, wann und wo ich Halt! mache, zuhöre, mich intensiver auseinandersetzte, und bin noch jedes Jahr fündig geworden, in dem Sinne, als mir Zeitzeichen über den Weg gelaufen sind.

Dicke Romane sind zwar normalerweise nicht mein Feld, doch wenn es um Zukunft geht, die jetzt schon absehbar ist, dann war es wohl kein Zufall, dass ich da wie angewurzelt stehen blieb, und diesen BestsellerAutor (auch nicht gerade mein Stil), einpackte. Zuerst langsam und befremdet, dann immer schneller, habe ich mich durch dieses Buch gefressen, und schlußendlich befunden, dass es nicht Zukunft, sondern Jetztzeit ist. Die technischen Möglichkeiten sind zwar noch nicht so weit, aber die Haltung der Machtmenschen ist genau richtig getroffen, blendend gut dargestellt. Gewisse Tricks, parallele Szenerien aufleuchten zu lassen, ist so wie amerikanische Autoren das schon lange machen, was nicht heißt, dass das schlecht wäre, es ist spannend, das Verhalten der Menschen ist plural, wie es nach wie vor wirklich ist, die dazupassenden Technologien und Visionen, die angesprochenen Geschäftspraktiken stehen unmittelbar vor dem Eintritt ins Jetzt. Letztlich beruhigend, ob zu Recht oder nicht, ist das Endresultat: Die eiskalten Strategen, die alles und Jeden dem Geschäftserfolg opfern ( im wahrsten Sinne des Wortes, inklusive Tötung) reiben sich selbst auf, werden zu Opfern ihrer menschenfeindlichen Strategien, Sieger bleiben die zwar gefinkelten Strategen, zeitgenösisch bestens gebildeten InitiatorenInnen. Wissen, beziehungsweise Geschwindigkeit, rettet oft Leben, denn wenn die Dinge zu offenbar werden, lohnt sich der Mord an Dissidenten auch nicht mehr, und, auch eiskalte Strategen haben einen Ehrenkodex, Morde die der Sache nicht mehr dienen, sind dann doch dreckig. Damit wollen sich die schicken, feinen, Psychopaten dann doch nicht beschmutzen. Alles in Allem, ist das ein tolles Szenario, Science Fiction, aber geerdet.