TRIENNALE LINZ 1.0, Gegenwartskunst in Österreich,
ein gelungenes Gemeinschaftsprodukt von Lentos, Landesgalerie und OK
Eine wiederkehrende Bestandsaufnahme aktueller österreichischer Kunst ist eine gute Sache, schließlich ist heute alles so international, dass es wieder Sinn macht die Produktion vor Ort unter die Lupe zu nehmen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es dabei nicht um irgendwelche Ethnien geht, sondern um den Standort, Produktionsort von Kunst, und der war und ist, heute mehr denn je, in Österreich multikulturell - waren das bisher die Ostländer, so weitet sich nun zunehmend das Einzugsgebiet von Künstlern die kamen und blieben. Geschichte ist vermutlich gerade darum ein Fundus aus dem Künstler heute schöpfen, mitunter recht willkürlich, mit wenig historischer Sachkenntnis verbunden - man benützt halt, auch durchaus die Ideen und Realisationen von einer Künstler-Generation vorher, oder stöbert in der eigenen Geschichte, allerdings kaum mehr dokumentarisch oder politisch, sondern eher im Sinne von Materialsuche, hängt sich an bekannte Namen an, benützt sie für ziemlich skurrile neue Produkte. Übersetzt oder umgesetzt wird, was der Inspiration dient für Gegenwartskunst, daher kann als ein wichtiger Trend der Hang zum SKURREALEN gelten, wie dies Sandro Droschl, einer der Kuratoren dieser Triennale im Katalogbuch beschreibt. Die Direktoren der 3 Häuser, Stella Rollig, Martin Hochleitner und Martin Sturm haben das KuratorInnenteam erweitert auf Persönlichkeiten aus Graz und Salzburg. Das Zitat kommt nicht mehr in "......" daher, und findet eine Entgegnung, weit eher ähnelt die Vorgangsweise in Theorie und Praxis der Collage - gerade der Triumpfbogen am Hauptplatz zeigt das, erinnert an ein sehr ähnliche Objekt in Hamburg, aber das ist kein Problem mehr, sondern gewollt. Als "politische" Ansage kann eine neue Spielart feministischer Kunst gesehen werden: Sowohl Bernadette Anzengruber, die sich mit dem Busenwunder herumschlägt, und damit Ansprüche karrikiert, die an Frauen auch heute nach wie vor gestellt werden, und das durchaus hyperreal, als auch Anna Artaker, welche sich der unbekannten Avantgarde annimmt, also der von der Kunstgeschichte unterschlagenen Kreativität von Frauen, indem sie sehr dezidiert die Umkehr betreibt - das übliche Gruppenbild mit Dame, bei dem die Herren Künstler namhaft waren, die Frau nicht, weist sie jetzt umgekehrt aus, sie gibt den Männern Namen bekannter Künstlerinnen, die es ja tatsächlich in der Kunst parallel gegeben hat. Neben sehr plakativen Kunstäußerungen, die freilich diese Durchsetzungsstrategie auch persiflieren, nochmals zu übersteigen trachten, gibt es stille Forschungsergebnisse, welche einerseits Sterotypen aufdecken, wie etwa die Familienbilder von Sissi Farassat, die lediglich Umrisse von nur zu bekannt gestellten Aufnahmen in kleinen Stichen in die Rückseite des Fotopapiers hineinstickt, oder das umgekehrte Modell, Gregor Graf, der die Stadtbilder von allen Markenzeichen, Wegweisern, Aufschriften befreit, und dergestalt eine andere Anonymität erzeugt - letztlich vermissen wir, was uns prägte, ob gut oder schlecht, und das ist wohl das Problem beim Anpassungsprozess im multikulturellen Ambiente. Was sonst noch auffällt: In den besten Beispielen schlägt die Lebensrealität auf die Kunst zurück, die Eventisierung, die Hypergestyltheit, die Massenverpoppung als Jugendkultur, die Aneignung fremder Abenteuer als Medienkombinatorische Kunstwelt, das Reanimierte Fundobjekt. Michael Kienzer, Abhängen, 2010, Foto: Otto Saxinger, am Dach des OK zum relaxen für Besucher Susi Jirkuff, In my room, 2010, Foto: Otto Saxinger, ein Jugendzimmer mit singenden Jugendidolen auf Monitoren. Katharina Lackner, Von Heldentum und Abenteuern, 2010, Foto: Otto Saxinger, Zeichnung und Projektion intelligent gemischt Hans Schabus, Über das Prinzip Hoffnung beim Schachten, 2003, Holztreppe, 174 x 283 x 340 cm, Courtesy Kerstin Engholm Galerie, Wien
|