PICASSO:
FRIEDEN UND FREIHEIT: Politisches Engagement als Mensch und als
Künstler
Picasso hat vor allem die
Kunst revolutioniert, bisher sah man das auch so. Die Kuratorin der
Ausstellung Lynda Morris hat für diese Ausstellung, die in
Zusammenarbeit mit der Tate Liverpool entstanden ist, den Focus auf das
politische Engagement von Picasso gelegt, welches sich nicht nur in
seinem Lebenslauf nachlesen läßt, sondern auch ausführlich in die
Ausstellung durch Werke die er für bestimmte Organisationen gemacht
oder freigegeben hat, integriert ist. Ein visueller Lebenslauf durch
Fotos und Grafiken einerseits, eine Auswahl jener Werke, die durch
politische Ereignisse ausgelöst oder beinflußt erscheinen
andererseits, ergeben das Bild des "politischen" Picasso.
DIESE PICASSO-AUSSTELLUNG
glänzt auch durch eine ganz besonders schöne Gestaltung der Räume,
einer sinnvollen Reihung und durch die richtigen Bilder zum Statement
das hier vermitelt werden soll.
Halstuch für die Dritten Weltfestspiele der
Jugend, Ost-Berlin, 1951 |
Foulard for Third World Youth Festival, East Berlin, 1951,
Siebdruck auf Baumwolle | Screenprint
on cotton ,
Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Telegramm von Fidel
Castro an Pablo Picasso, 10. Mai 1962 (Vorderseite) | Telegram
to Pablo Picasso from Fidel Castro, 10 May 1962 (front)
Archives du Musée
national Picasso, Paris Foto: Béatrice Hatala
| Photo: Béatrice Hatala
BIOGRAFIE: Presseinformation ALBERTINA
1881 25. Oktober: Pablo Ruiz Picasso wird in Malaga geboren. 1918
Picasso heiratet Olga Koklova. Bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs in
Spanien 1936 ist Picasso weitgehend unpolitisch; sein Werk entsteht
unabhängig von zeitgeschichtlichen Ereignissen. Picasso ist mit der
Erfindung des Kubismus ebenso wie mit der Rückkehr zum Klassizismus in
den 1920er Jahren der führende Bahnbrecher der Moderne. 1936 Die
Republikaner ernennen Picasso in Anerkennung seines Widerstands gegen
die Machtergreifung Francos zum Direktor des Prado. 1937 26. April:
Bombardement der baskischen Stadt Guernica. Picasso malt als Reaktion
darauf das gleichnamige Gemälde, das weltweit zum Symbol gegen den
Krieg wird. Mitte Juni: Guernica wird im spanischen Pavillon der
Pariser Weltausstellung gezeigt 1940 14. Juni: Picasso lehnt Einladungen
der USA und anderer Länder ab, aus dem besetzten Frankreich zu fliehen.
Aus dem freiwilligen Exil unterstützt er die Widerstandsbewegung. 25.
August: Wegen der Bedrohung durch deutsche Truppen in Royan kehrt
Picasso für die verbleibende Zeit des Kriegs nach Paris zurück.
Herbst: Ein deutscher Offizier sieht in Picassos Atelier ein Foto von Guernica.
Beim Anblick des Bildes fragt er: "Haben Sie das gemacht?"
-"Nein, Sie", antwortet Picasso. 1944 August: Nach der
Befreiung von Paris wird Picasso als führender Vertreter einer von den
Faschisten verdammten Kunst als Held gefeiert. Junge Schriftsteller,
Fotografen. Künstler. Intellektuelle und Gis statten ihm wochenlang
Besuche in seinem Atelier ab. 5. Oktober: Die kommunistische
Tageszeitung L'Humanite meldet, dass Picasso der PCF (Kommunistische
Partei Frankreichs) beigetreten ist. Er glaubt, dass der
Kommunismus einen Ausweg aus den faschistischen Gräueltaten des
Spanischen Bürgerkriegs und des Zweiten Weltkriegs bietet. 7. Oktober:
Wut über Picassos politische Ansichten entlädt sich in Protesten
rechtsgerichteter Gruppen beim Pariser Herbstsalon, auch bekannt als
Salon de la Liberation (Salon der Befreiung). Viele sind verärgert,
dass der Salon wenige Wochen nach der Befreiung Frankreichs das Werk
eines Spaniers zeigt. 16. Oktober: Prozession zum Friedhof pere Lachaise.
zu Ehren der Toten der Resistance. Picasso und Eluard nehmen teil und
marschieren unter der Flagge der Front national universitaire. 1945
Februar-Mai: Fertigstellung von Das Leichenhaus. Es beruht auf
einem spanischen Filmbericht über eine republikanische Familie. die in
ihrer Küche ermordet wurde. 23. Mai: Picasso zeichnet Maurice Thorez
(1900-1964), den Generalsekretär der PCF . Juni: Die PCF
(Kommunistische Partei Frankreichs) ehrt Picasso bei ihrem zehnten
Parteikongress. bekräftigt aber noch einmal ihre Forderung nach
Realismus in der Kunst. Jahresende: Beginnt mit der Arbeit an dem
patriotischen Werk Monument für die Spanier, die für Frankreich
gestorben sind 1946 juli: Picasso zieht ins Obergeschoß des Museums
von Antibes an der Cote d'Azur. Er kümmert sich um eine verletzte Eule;
bald findet man das Tier als Symbol für den Tod in einer Serie von
Stillleben. 1947 August: Picasso beginnt in der Manufaktur Madoura in
Vallauris (bei Nizza) Keramiken anzufertigen. 1948 Picasso unterstützt
die Proteste der Veteranen der Abraham-Lincoln-Brigade, der US-
amerikanischen Division der internationalen Brigaden im Spanischen
Bürgerkrieg. 23.-28. August: Picasso nimmt am Friedenskongress im
polnischen Wrodaw (Breslau) teil. Er verliest eine öffentliche
Solidaritätserklärung für den in Chile verfolgten Pablo Neruda und
besucht das Konzentrationslager Auschwitz, wo ihm der polnische
Präsident einen Orden verleiht. Oktober: Picasso spendet eine Million
(alte) Francs für den Bergarbeiterstreik in Nordfrankreich. 1949
Februar: Louis Aragon besucht Picasso im Atelier und wählt die
Lithografie einer Taube (entstanden am 9. januar) als Motiv für das
Plakat des Weltfriedenskongresses in Paris aus. Die Darstellung wird als
"Friedenstaube" weltweit bekannt. 19. April: Geburt von
Fran<;oise Gilots und Picassos Tochter Paloma (spanisch für
,.Taube"). 20.-23. April: Picasso nimmt am Weltfriedenskongress in
Paris teil. 28.-31. Oktober: Picasso nimmt am Weltfriedenskongress in
Rom teil. 1950
29. januar: Der kommunistische Gemeinderat von Vallauris ernennt Picasso
zum Ehrenbürger. März: Picasso wird als einer von zwölf
"Kämpfern für den Frieden" ausgewählt, um dem
amerikanischen Kongress in Washington fünfzig Millionen Unterschriften
des Stockholmer Appells gegen Atomwaffen zu überreichen. Die USA
verweigern Picasso das Einreisevisum. November: Picasso erhält zusammen
mit Paul Robeson (1898-1976) und Pablo Neruda (1904-1973) den Preis des
Weltfriedenskongresses. 1951 18. januar: Picasso beginnt mit der Arbeit
an Massaker in Korea, einer offenen politischen Stellungnahme zur
US-Militärintervention in Korea. 1952 Empört über den Koreakrieg,
malt Picasso für eine kleine säkularisierte Kirche in Vallauris zwei
gegenüberliegende Wandgemälde: Eines zeigt den Krieg. das andere den
Frieden. 1954
November: Picasso beginnt kurz nach Ausbruch des Algerienkriegs an der
Serie Die Frauen von A/gierzu arbeiten. 1955
Sommer: Picasso erwirbt die Villa La Californie oberhalb von Cannes.
1956 25. Oktober: Picassos 75. Geburtstag wird in der Manufaktur Madoura
gefeiert. Werke Picassos aus dem Besitz des sowjetischen Staates werden
in Moskau und Leningrad (heute St. Petersburg) in einer von Ilja
Ehrenburg organisierten Ausstellung gezeigt. November:
Picasso ist einer von zehn kommunistischen Künstlern und
Intellektuellen, die in einem offenen Brief an Le Monde ihre
tiefe Besorgnis über die Niederschlagung des Ungarnaufstands
ausdrücken, das Stillschweigen darüber verurteilen und eine Erklärung
des Zentralkomitees der PCF fordern. 1957 Mai: Große
Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art; die Ausstellung reist
weiter ins Art Institute of Chicago und ins Philadelphia Museum of Art.
Wegen Picassos Verbindungen zum Kommunismus ist es unmöglich, ihn in
die USA einzuladen. August: Picasso beginnt mit der Arbeit an der Serie Las
Meninas (nach Velazquez). Es handelt sich um eine Auseinandersetzung
mit einem der wichtigsten Werke der Geschichte der spanischen Malerei,
aber auch um eine kritische Stellungnahme zu den aktuellen politischen
Ereignissen unter General Franco in Spanien. Herbst: Im Auftrag der
UNESCO entwirft Picasso ein Wandbild für den Hauptsitz der Organisation
in Paris. 1959 Picasso beteiligt sich an einer internationalen Kampagne,
die eine Amnestie für die immer noch inhaftierten republikanischen
Häftlinge im franquistischen Spanien fordert. Ab August: Picasso malt
Variationen zu Edouard Manets Frühstück im Freien (bis 1962).
1961 2. März: Heirat mit Jacqueline Roque in Vallauris. 25.
Oktober: PicassoS 80. Geburtstag; Feierlichkeiten drei Tage später in
Vallauris. 1962 Die sowjetische Regierung verleiht Picasso den
Internationalen Lenin-Friedenspreis. Im Herbst: Nur zehn Tage nach
Ausbruch der Kubakrise beginnt Picasso an der Serie Raub der
Sabinerinnen und seinen Bildern des Kampfes zwischen Hummer und
Katze zu arbeiten. 1965 Picasso erkrankt an einem
Magengeschwür und wird in Paris operiert. Es ist sein letzter
Aufenthalt in der Stadt. 1966 Eine Picasso-Ausstellung im Moskauer
Puschkin-Museum wird mithilfe von Ilja Ehrenburg organisiert. 1967
Picasso lehnt die Aufnahme in die französische Ehrenlegion ab.
1968 23. März: Picasso übermittelt eine schriftliche
Solidaritätserklärung zum Tag der Intellektuellen für den Frieden in
Vietnam. Picasso stellt für das Plakat zum Marsch auf Washington (Mitte
November 1968) der amerikanischen Vietnamkriegsgegner die Zeichnung Physiognomie
des Kriegs zur Verfügung. 1971 Zu Picassos 90. Geburtstag
findet eine Ausstellung im Louvre statt. 1973 8. April:
Picasso stirbt in Mougins.
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