Viel zu kurz angesetzt war diese ebenso aufwändige wie professionell gemachte Ausstellung der Media Architecture Biennale 2010 im Wiener Künstlerhaus. Im Bildhauersaal zeigte sich wieder einmal wie elegant man alte Bausubstanz, die großzügigen hohen Räume, für den allerneuesten Trend nutzen kann. Für Gernot Tscherteu, der ja Architekt ist, schien da keinerlei Umbau nötig, man sieht da noch dazu 3 Stufen erhöht direkt in das großzügig gestaltete Ambiente mit den neuen I-Pads, die für Abfragen durch Besucher gegen eine Leihgebühr verwendet werden konnten, und damit in einem Saal Exposition und Recherche zusammenführten. Wie bei der heurigen Architekturbiennale in Venedig, gibt es auch den Katalog zur Ausstellung virtuell, in Zukunft will man auch die I-phone Besitzer mitspielen lassen. Das ist aber nicht die Essenz, sondern nur Beiwerk, das ohnehin gern überbewertet wird, denn zuerst einmal muss ja content erstellt werden. Mit einer Auswahl von mehr oder weniger interaktiven Lichtkunstwerken einerseits, und der Dokumentation von Bauwerken welche bespielbare Medienfassaden aufweisen andererseits ist ein recht guter Überblick in ästehtischer und technischer Hinsicht gelungen.

Zuerst von KünstlerInnen in Ausstellungen erprobt, von einigen progressiven Museen schon mal auf die Fassade geheftet, sind Lichtarchitekturen in ganz großem Maßstab Mode geworden, ebenso teuer (entgegen anders lautenden Beteuerungen) wie gefragt, und vor allem in rasanter Entwicklung. Interaktive Varianten werden von Künstlern bespielt, zunehmend wird auch dem Publikum eine Möglichkeit gegeben, via Handy, via Internet kann man dann die Botschaft wirklich auf Fassaden lesen, oder aber der Rechner steuert einfach im übertragenen Sinne ein paar weitere Müsterchen bei und man kann das dann als Demokratisierung, ja, wovon eigentlich? verkaufen. Nicht zu übersehen ist aber, dass dies Werbestrategien im Wettkampf der Städte um Aufmerksamkeit sind, die mit der Krise auch ein wenig unter Sinnkrise leiden.

Unter Medienkunst bleibt die bange Frage, wie erhält man diese Dinge wenn sich Hard-und Software so rasant entwickeln und Kombatibilitätsprobleme aufweisen. Es ist aber kaum möglich oder sinnvoll, die Augen vor der Kunst der Zeit zu verschließen, nicht zuletzt weil mit jeder weiteren technischen Neuerung Künstler diese in ihre Produktionsweise integrieren werden, und damit Kunstwerke schaffen werden, die andere Anforderungen des Betrachtens und Bewahrens produzieren. Der neu gegründeten Gruppe Mediaarchitecture, die ihre Recherchen nun über die Mediafassaden hinaus auf den Bereich Medienarchitekturen gelegt hat, kann man einen Pionierstatus zubilligen, denn ihre Konferenzen bringen uns auf den neuseten Stand der Dinge in der Architektur, die sich auch computergesteuert zu bewegen beginnt.

Würde es nur Konferenzen geben, bliebe das Thema vermutlich in Insiderkreisen, mit fundierten und ästhetisch anspruchsvollen Austellungen kann man ein an der Kunst im allgemeinen interessiertes Publikum begeistern und auch Zusammenhänge herstellen, vom autonomen Kunstwerk zum angewandten Bereich im Stadtraum. Vor allem aber können Qualitätsstandards positioniert werden, weil nicht jeder LaserTag schon ein Kunstwerk ist, und nicht jedes wichtigtuerische Technikgefasel auch Relevanz hat, und Zukunft.

Aufbauend auf einem Hintergund an Wissen über Medienkunst, kann nun in die Gefielde zukünftiger Architekturstrategien vorgestoßen werden in erstaunlich gut besuchten Konferenzen. Auch in Wien sitzen die Leute offenbar nicht hinter dem Ofen, wiewohl die Konferenz vorwiegend von Ausländern gebucht wurde. Schlauer Weise hat sich (zuerst Mediafassda) jetzt Mediaarchitecture zuerst im Ausland profiliert, dann hält sich der Frust zu Hause in Grenzen. Gerammelt voll wars übrigens im Künstlerhaus - das Thema brennt wohl doch unter den Nägeln. www.mediarchitecture.org