BIRGIT JÜRGENSSEN - Subversive Aspects of "Feminism" Schuhwerk im MAK

Die Zeichnungen und Skulpturen aus den Jahren 1973 - 1976 der kürzlich verstorbenen Künstlerin, zeigen die Offenheit und kompromisslose Wahrhaftigkeit mit der sich Birgit Jürgenssen den eigenen und den Befindlichkeiten der Gesellschaft gestellt hat. So klar sie sich war, welch unterschiedliches Tretwerkzeug symbolhaft an Frauenfüßen Platz fände, so klar hat sie auch in einer weit späteren Arbeit den nackten Überlebenskampf unter Frauen geschildert. In Zusammenarbeit mit drei anderen Künstlerinnen als "die Damen", hat Birgit Jürgenssen in selbstbewusster, ironischer, kritischer und ungemein femininer Weise zum Leben von Frauen in einer immer noch Männergesellschaft Stellung genommen. Faszinierend war der positve Ansatz, den die Damen in ihrer Selbsterschaffung positionierten. Keine Selbstverletzungen, keine sinnlosen Verzweiflungsakte, aber auch keine Schuldzuweisungen oder Abgrenzungen von Männern und vor allem keine Selbstkasteiungen in Bezug auf ihre Schönheit: Sie waren die Feministinnen mit Lippenstift! Die derzeit als Bauzaun um die Arbeiterkammer gewickelten Büroarbeit + Hausarbeit - Damen sind ein Rückschritt in die wieder sehr plakativen Gender - Debatten. Das Schuhwerk hat noch von den Grassandalen bis zum Elfenschuh, von der Eitelkeit zum surrealen Traum gereicht. Kunst ist politisch, wenn Kunst aber als politisches Statement angelegt ist, dann kann man auch gleich einen Flugzettel verteilen. In der Phase, in der die Damen, nachdem Ingrid Strobel ausgestiegen ist, mit Lawrence Weiner im Rock weitergemacht haben, sind sie aus dem schlafwandlerisch sicheren, leichtfüßigen Tritt geraten. Das war dann schon zu bemüht.

Nun, Birgit Jürgenssen hatte gern schöne Schuhe, das MAK, das Museum welches den Spagat zwischen Kunst und angewandter Kunst geschafft hat, zeigt auch einige Exemplare aus der Schuhsammlung der stets gut gekleideten Künstlerin. Die Arbeitsgruppe Schuhwerk ist ein nach wie vor aktuelles Konvolut  im Selbstverständnis von Frauen. Auch wenn zur Entstehungszeit, damals speziell von Künstlerkollegen als oberflächlich bezeichnet, muss diese Einschätzung korrigiert werden. Der Beitrag von Künstlerinnen wie Birgit Jürgenssen zur Kunstgeschichte ist ja gerade der Griff zur Selbstbewertung, zur freien Wahl von Arbeit, Privatleben und Selbstdarstellung. Das nichts notwendiger ist als positive Bilder von erfolgreichen Frauen für ein Selbstwertgefühl anderer Frauen, scheint notorischen Anklägerinnen nicht in den Kopf zu gehen.  Den Damen ist dafür zu danken.