UmBau25 Architektur im Ausverkauf bezieht sich auf die doch erstaunliche zeitgenössische Entwicklung in der Architektur, die sich kaum, oder noch nicht an der veränderten Ausgangslage (Rezession) ausrichtet, wiewohl viele Projekte aus Geldmangel nicht fertig gestellt werden können, ist in den Köpfen weiterhin ein alles ist möglich und ein Wettbwerb in Größenwahn die Regel.

Dabei innezuhalten und Vorgehensweisen miteinander zu vergleichen, nimmt sich die Österreichische Gesellschaft für Architektur in ihrem neuen Band vor, mit mehrern AutorInnen in deutsch und englisch, wie es den Autoren eben besser von der Hand geht, ein weiser Entschluß. Im Verlag Anton Pustet erschienen: ISBN 9783-7025-0617-9

Zuerst einmal lokale Erwägungen: Wie werden Strategien von Österreichischen Politikern wahrgenommen, und warum ist Tiefstapeln vielleicht kontraproduktiv und warum werden persönliche Vorlieben nicht so gern gesehen: Dazu Manfred Russo: Es geht um die Büros von Kanzler Faymann und Ministerin Schmied und der Reflektion in Blogs, ecetera. Nun, der Fall ist wohl insoferne klar, weil "öffentliche" Personen sozusagen kein Privatleben haben, jedenfalls nicht in ihren Büroräumen. So fällt in diesen Fällen Strategie und möglicherweise persönlicher Geschmack in Eins. Wenn Kanzler Faymann sich extrem einfach gibt, als "Arbeiter" und Ministerin Schmied poppig, lustig, so kann das zwar ein persönlicher Geschmack sein aber auch eine Strategie die als Unterichtsministerin ein Angebot an die Jugend ist und als Kanzler ein Angebot an die Arbeiterklasse, was somit keine Einrichtung ist sondern ein Werbefeldzug: Dazu neigen österreichische Politiker derzeit.

Den Faktor etwas repräsentieren zu wollen oder müssen kann man auch sonst überall beobachten. Grace Quiroga beschreibt eine Entwicklung in "Personal Values" die Architektur als Konstrukte zitiert, welche sich in der Form als ganz andere Gegenstände verkleiden, als Klavier, als Geige, als Fussball oder als iPad, was z.B. in China und in Dubai derzeit gut ankommt. So ist nun ein Schritt von dem "Wert" der Designs von Stararchitekten, wo der Entwurf der besonders überraschenden, schönen, exaltierten Architektur als Markenzeichen oder Bewerbungsgrundlage im Wettbewerb der Städte fungiert hatte, ins Gegenteil gekippt. Stararchitekten gibt es inzwischen überall, eine Aufwertung der Region mit einem tollen Museum ist vielleicht inzwischen überholt, der Effekt findet nicht mehr statt. Nur was zu einem Nickname Anlaß gibt, bleibt noch im Gedächtnis, daher vielleicht der Erfolg von nachgebauten Kleingegenständen?

Alfred Noll kommt auf einen Anspruch an Architektur und Kunst, die aus der Aufgabe selbst heraus auch das Formenvokabular entwickelt um als Zitat der Lebenszusammenhänge verstanden werden zu können. Das ist sicher ein guter Ansatz, der aber wieder die richtigen Bauherren (Frauen?) voraussetzt, denn das Plakative ist ja oft ein Wunsch der Auftraggeber, auch das anders scheinen wollen als man ist. Allerdings konnten wirklich große ArchitekInnen diesem Ansinnen besseres entgegenhalten.

Christian Kühn zielt in "Nachruf" auf ein mögliches Szenario das uns drohen könnte. Wenn man sich die Ansprüche an Künstler als Sozialarbeiter ansieht, oder dieses ständige betonen, dass doch alle Menschen gleich sind, nur die Möglichkeit zu studieren, Sprachen zu lernen, ecetera wird ihnen durch soziales Gefälle vorenthalten, dann stimmt das halt nur bedingt - denn warum lernen so viele nicht, warum fällt so vielen nichts ein außer abkupfern, auch wenn die Angebote da sind? Die Ignoranz von Talent und großem Arbeitseinsatz, das Schlechtreden von "Stararchitektur" kann schon dazu führen, dass wir in einem flächendeckenden Markt an Spießigkeiten versickern.