DYNAMIK!
Kubismus/Futurismus/KINETISMUS im Unteren Belvedere, Wien
Erika Giovanna Klien, Lokomotive, 1926, Öl auf Leinwand, 59,5 x 99 cm, Sammlung Pabst, Foto © Sammlung Pabst Marianne (My) Ullmann, Komposition mit zwei Akten, um 1925, Gouache und Metallpulver auf Leinwand, 80 x 79,8 cm, Wien Museum, Foto © Wien Museum Eine Ausstellung über das wirken von Franz Cizek an der Wiener Kunstgewerbeschule gab es schon im Historischen Museum der Stadt Wien, auch damals fielen die Werke von Erika Giovanna Klien auf; ein großes Talent konnte sich unter kundiger Führung entfalten. Es waren vor allem neben Klien noch einige Frauen, die sich mit diesem neuen Formenvokabular identifizieren konnten, und in einer Stadt die dafür keine Tradition aufwies temporär durchsetzen konnten. Das ist aber weiter nicht verwunderlich, denn selbst in wenig restriktiven Zeiten ist für Frauen kaum Platz in tradierten Medien und überkommenen Strategien, das ist ja bis heute so. Da diese Ausstellung den sogenannten Wiener Kinetismus in einen Zusammenhang zum Futurismus stellt, der ja früher war, darf man auch etwa Erika Giovanna Klien mit Liubov Popova vergleichen und kann sie in einer Nachfolge der starken russischen Position sehen. Man kann sich auch Elisabeth Karlinsky als von Lionel Feininger angeregt vorstellen, es handelt sich aber doch um eigenständige Positionen, die sich eben eher von dem Wiener Secessionismus abgegrenzt haben und gegenüber den Kunstartikulationen in Italien, Frankreich und Russland offen waren. Beeindruckend sind, nicht zuletzt weil man sie sonst nicht sieht die Werke dieser jungen Frauen aus Wien. Die Ausstellung holt aber weit aus, es werden alle Einflüsse hereingeholt, von Johannes Itten über Bruno Taut bis zu Friedrich Kiesler und Rudolf Steiner. Die beiden Kuratoren, Patrick Werkner von der Universität für angewandte Kunst und Harald Krejci vom Belvedere haben eine Zeit nachgezeichnet, die nicht zurück, sondern vorwärts blickte, eine Zeit die durchaus mit Heute zu vergleichen ist, was jetzt die digitale Revolution ist, war damals eine mechanische, der Wille zur Beschleunigung hatte schon damals eingesetzt, das Leben war in Bewegung geraten. Besonders faszinierend sind z. B. ein Foto der Inneneinrichtung des Architekten Harry Täuber, sowie der abstrakte Film von Walter Ruttmann, Lichtspiel opus 1 1927 aus dem Filmmuseum München. Das ganze Leben scheint durchdrungen vom neuen Formenvokabular. In der Buchreihe Edition Angewandte ist Wiener Kinetismus - eine bewegte Moderne erschienen, und damit hat sich vielleicht der Wiener Kinetismus mit einem gewichtigen Werk neben Furtrismo & Futorismi des Pontus Hulten im Palazzo Grassi eingebracht.
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