rememberzu Medienrelevantem:  1. Vortrag  2. Stadtplanung  3. Buch       2.>>>    3.>>>

   Content without borders – Kunst+Medien-Onlinestrategien

Journalistische Vorgehensweisen, also Recherchen mit anschließender Aufbereitung in Text und Bild, haben sich schon mit der Konzeptkunst im Kunstkontext etablieren können. Der Reiz solcher Produktion lag in ihrer Ungebrochenheit. Künstler als Produzenten von Content stehen meist außerhalb der Konventionen von Wissenschaft oder Journalismus, beweisen meist Mut bezüglich radikaler Darstellung von unliebsamen Fakten, leben aber als Künstler in einer Art „geschütztem Modus". Der Nachteil gegenüber Produkten im Medien-Kontext, die Reichweite ist beschränkt und erreicht in aller Regel ein elitäres Publikum. Das Web hat nun die Möglichkeiten von Kunst und Medien erweitert.

Die klassischen Medien haben inzwischen alle ihre Onlineausgaben, daneben logieren Kommunikationsplattformen, Werbeseiten und Journale die online und gratis Wissen anbieten, die klassische Website versucht eine Mischung dieser Kategorien. Künstler etablieren Werbeseiten, genauso wie Firmen, oder machen dezidiert Webkunst.

Alle wollen (oder müssen) ins Netz, was tun sie dort, wie tun sie es und was hat der Surfer davon.

Denkt man an Zeitersparnis, muss man schon sehr gezielt vorgehen, denn allzu leicht wird man abgetragen, von einem Link zum nächsten, das ist mitunter nicht lustiger, als wenn von einer Amtstube in die nächste verwiesen wird. Heftige Werbewirtschaft wird zum Ärgernis, wenn man z.B. Mailnachrichten nicht mehr löschen kann, ohne ewig auf der Webseite des Anbieters herumsuchen zu müssen und selbst nach Telephonaten noch damit bombardiert wird. Agressive Werbung betreiben aber nicht nur Sexseiten, auch Bücherseiten und Softwareanbieter tun das. Umgekehrt erwartet man sich vielleicht, dass man einen Flug gleich durchbuchen kann wie bei AUA, das Ticket am Flughafen wartet und man nicht erst mit Mailbotschaften und Telephonaten zum Ticket kommt, das dann erst mit der Post gesandt wird. Um Zeit und Weg geht es aber, will man das Netz als nützlich empfinden. Schon diese einfachen, vordergründigen Netzstrategien verweisen darauf, das nicht alles was zuerst auf Papier, ein Büro war, ein Straßenladen, jetzt direkt in die Sprache des Webbs übersetzt werden kann. Als Leser des Startversuches von „Der Standard", also lachsrosa 1 zu 1 im Netz, habe ich das keine 3 Tage ausgehalten, ich empfand das scrollen, herausheben der Artikel um sie weiter lesen zu können, als extrem ungemütlich, da blättere ich weit lieber in einem realen Blatt. Nachrichten höre ich am liebsten im Radio und Diskussionen sehe ich gerne im TV, weil dann die Körpersprache mitspricht. Nach wie vor, finde ich, dass z.B. Kunstzeitschriften auf Papier nicht überholt sind, denn bisher stellen sich vor allem die fotografischen Qualitäten am Monitor nicht entsprechend dar, vergrößert auf Screens sind sie oft überhaupt eine Katastrophe, streaming Video ist ein eigenes Kapitel, das vielleicht in einigen Jahren am Monitor wirklich Spaß machen wird.

Der Sinn der Netzdarbietungen ist meiner Ansicht nach der private Gebrauch, den jeder Mensch auf der Welt nach eigenen Intentionen machen kann, nicht der gesteuerte, in Museen oder anderen öffentlichen Einrichtungen. Zur erfolgreichen Abfrage gehört die Zeit, die man sich dafür nehmen will, es gehört aber auch das Ambiente dazu und das Feld der Abfragemöglichkeiten, die man sich aufgrund eigener Interessen auf dem eigenen Computer eingerichtet hat.

In der Wissenschaft sind diese Felder längst eingerichtet. Auf Universitäten und Instituten, wird Content für Studenten oder andere Leute, je nach Zugangserlaubnis abrufbar gestellt, eigene Arbeiten können ebenfalls eingebracht werden.

Es gibt allerdings zwei Problemfelder: Wissen kostet nichts wenn man es abruft, es wird aber auch nicht bezahlt wenn man es eingibt. Von den Vielen die sich Wissen angeeignet haben, können es dann nur wenige verkaufen. Ein weiteres Problem ist die Sprache. Übersetzungen sind ein Privileg, denn übersetzen kostet mehr Geld als meist da ist. Steht uns nun die Permakultur „alles englisch" ins Haus?

Unter Permakultur, vornehmlich bezüglich Landwirtschaft gesehen, versteht man den Anbau der immer gleichen Pflanzen, die nach einer gewissen Anzahl von Jahren den Boden ruinieren. Kluge Bauern pflanzen auf dem gleichen Feld nach einigen Jahren etwas anderes oder lassen den Boden ruhen. Der Verlust von vielen Eigenheiten, von sehr viel getestetem Wissen könnte einer vordergründigen Transportierbarkeit geopfert werden. Nicht nur die zur Zeit schon sehr kritisch betrachtete Amerikanisierung nimmt vielleicht mehr als sie gibt, die Globalisierung führt zu Zusammenschlüssen und Arbeitsverlagerungen in moderate Länder mit billigen Arbeitskräften. Das Netz führt nicht nur zur Ersparnis von Transportwegen und zu freiem Zugang von Content. Selbst wenn die Computer immer billiger werden, das Geld für die Hardware, die Software und vor allem das Geld für die ungezählten Stunden, die man damit verbringt, Hard- und Software zu installieren, ihre Nutzung zu erlernen, muss erst verdient werden. Im Kunstkontext stellt sich die Frage, wie z.B. verkauft man Webbkunst? Ist es wirklich sinnvoll, wenn nur Projekte gefördert werden, nicht aber Realisationen? Wird da nicht der freie Wille, der eigene Einsatz unsinnig benachteiligt? Außerdem: Ich plädiere für Auftrittshonorare auch in der Bildenden Kunst.

Sie merken schon, ich habe nicht ganz vergessen, dass ich einmal Österreichs Bildende Künstler vertreten habe. Übrigens, es ist so manches nicht verloren, was man einmal getan oder gelernt hat, auch wenn man vollkommen darauf vergessen hat.

Horizonterweiterung durch Kunst+Medien-Onlinestrategien:

Im journalistischen Bereich sind das vor allem Emaildienste, so ferne sie so knapp und konstruktiv sind wie jener vom European Journalism Centre, oder von telepolis.de. Dienste, bei denen man zwar aussuchen kann, dann aber immer noch 30 Mails am Tag bekommt, signalisieren eher, dass es längst nicht mehr darum geht, dass man Information bekommt sondern wie man damit umgeht. Die berühmt-berüchtigte Bindung an ein Unternehmen/Zeitung/Institution ist nur mehr Wunschdenken von Werbern. Die Vergleichsmöglichkeiten sind groß, dennoch gibt es Content-Produzenten, deren Botschaften über Jahre interessant bleiben, so z.B. für Webdesigner Dr. Web, oder für Fotografen fotoinfo.de.

Als Künstler kann man sich inzwischen in zahlreichen nationalen und internationalen Plattformen eingeben, mit und ohne Verkaufsstrategie, es gibt aber auch unzählige Datenbanken, die irgendetwas publizieren, das wenig und willkürlich oder falsch ist, sodass man lieber davon verschont geblieben wäre. Ausstellungslisten national, mit ein wenig Umgebung, oder international zu einem überschaubaren Gebiet wie etwa Medienkunst beim ZKM, halten sich weitgehend an die gedruckten Konventionen. Für Künstler immer nützlich sind die Auflistungen von Wettbewerben.

Aus meiner Sicht des Surfers hat das Webb eine eigene Sprache. Je mehr ein Auftritt sich dieser spezifischen Möglichkeiten bewusst zeigt, umso interessanter sind die Resultate. Jetzt möchte ich noch mit Ihnen einen Blick in die Onlinestrategien am Monitor werfen.